Bundespräsidentenwahl: In Kärnten machte Hofer das Rennen
Im südlichsten Bundesland Österreichs wählten 127 von 132 Gemeinden bei der Stichwahl blau. Vor vier Wochen hatte Hofer sogar noch 128 Gemeinden gewonnen und war insgesamt mit 38,83 Prozent auf Platz eins.
Briefwahlstimmen für Van der Bellen
Durch die Briefwahl hatten sich in Kärnten noch zwei Prozentpunkte von Hofer hin zu Van der Bellen verschoben - am Sonntagabend war Hofer noch auf 60,1 Prozent gekommen. Bei den Briefwahlstimmen hatte aber Van der Bellen die Nase vorn: 36.908 gültige Wahlkarten langten ein, von denen Van der Bellen 20.515 (55,58 Prozent) für sich verbuchen konnte.
In 30 Gemeinden machte Hofer mehr als 70 Prozent. Seine stärksten Ergebnisse fuhr er in Stall im Mölltal (81,63 Prozent), in Deutsch-Griffen (81,03 Prozent) und Glödnitz (80,17 Prozent) ein. In Villach entschied der FPÖ-Kandidat das Rennen mit 54,1 Prozent für sich - ohne Briefwahlstimmen hatte Hofer noch 56,2 Prozent erreicht.
Klagenfurt an Van der Bellen
Van der Bellen bekam seine besten Ergebnisse in Gemeinden, die im ersten Wahlgang noch mehrheitlich für den SPÖ-Kandidaten Rudolf Hundstorfer gestimmt hatten. In Zell machte Hofer 75 Prozent, in Eisenkappel-Vellach 54,54 Prozent. Van der Bellen gewann die Landeshauptstadt Klagenfurt mit 52,3 Prozent - vor Auszahlung der Briefwahlstimmen war er hier auf 50,4 Prozent gekommen.
Die Wahlbeteiligung in Kärnten ist gegenüber dem ersten Wahlgang leicht von 66,48 auf 69,11 Prozent gestiegen.
Marion Mitsche, die Landessprecherin der Kärntner Grünen, zeigte sich höchst erfreut über den Ausgang der Wahl. Ein Blick auf das Kärntner Ergebnis stimmte Mitsche "hoffnungsvoll" - trotz der 58 Prozent für Hofer. "Man muss hier auch die politische Vergangenheit Kärntens betrachten. Vor allem in Anbetracht der Asylthematik sind die mehr als 40 Prozent für Van der Bellen ein tolles Ergebnis."
Akuter Handlungsbedarf
Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) gab sich in einer Aussendung nach der Verkündung des Endergebnisses "erfreut und erleichtert". Es bestehe aber akuter Handlungsbedarf, "aufgebrochene Polarisierungen zu überwinden und Menschen zu verbinden". Am Vormittag hatte Kaiser vor Journalisten betont, dass besonders viele frühere SPÖ-Wähler in Kärnten bei dieser Wahl blau gewählt hätten. Der Kanzlerwechsel hätte jedenfalls Auswirkungen auf die Stichwahl gehabt: "Wenn es den Wechsel in der SPÖ und in der Regierung nicht gegeben hätte, wäre die Bundespräsidentschaftswahl gestern entschieden gewesen." Es sei für die Protestwähler ein Signal gewesen, dass ihre Anliegen angekommen seien.