Check-in: Hadi A., Schüler in Steyr
Manchmal sitze ich im Schlosspark in Steyr auf einer Bank und höre den Vögeln zu. „Jaye Ziba“ heißt „schöner Platz“ in Dari, meiner Muttersprache. Ich bin in Afghanistan geboren. Aber ich kann mich eher an den Iran erinnern. Meine Geschwister haben mir erzählt, dass wir geflüchtet sind, weil in Afghanistan Krieg war. Meine Schwester hat im Iran geheiratet. Mein Bruder und ich waren hier nie sicher. Ich hatte immer Angst, nach Afghanistan zurückgeschickt zu werden. In einer Textilfabrik habe ich Geld verdient, um nach Europa zu kommen. Die Reise hat über ein Jahr gedauert und war sehr gefährlich.
Von der Türkei aus bin ich über das Meer nach Griechenland gekommen. Wir waren 43 Leute in einem Boot aus Plastik. Wasser kam herein. Drei Frauen sind ertrunken, weil sie nicht schwimmen konnten. Ich habe meinen Rucksack verloren, mein Handy, alles. Erst vor ein paar Monaten ist es mir gelungen, die Telefonnummer meiner Schwester im Iran zu bekommen. Ich lebe in einem Heim für junge Flüchtlinge. „Maradonna“ steht auf dem Haus. Das ist der Name der Pizzeria, die hier einmal war. Seit eineinhalb Jahren warte ich auf mein Interview im Asylverfahren.
Ich mache den Hauptschulabschluss nach, danach möchte ich Elektriker lernen. Hoffentlich finde ich ein Unternehmen, das mir eine Chance gibt. Ich glaube, dass ich technisch gut bin. Das Warten ist ganz schön hart. Wenn ich 18 bin, muss ich aus dem Heim ausziehen. Was ist dann? Vielleicht mache ich einmal ein Foto vom Schlosspark und schicke es meiner Schwester im Iran. Es ist wirklich ein schöner Platz. So ruhig. Jaye Ziba.