Check-in: Hussain aus Afghanistan
Ich schaue gerne die Kindersendungen im Fernsehen an. Damit kann ich am besten die Sprache lernen, weil die Sätze so einfach sind. Meine Familie gehört der Minderheit der Hazari an. Als ich sechs war, sind wir von Afghanistan nach Pakistan gegangen. Doch hier hatten wir es genauso schwer. Ich durfte nicht in die Schule gehen und habe versucht, mir alles selbst beizubringen. Darin bin ich geübt. Im Oktober 2013 bin ich nach Österreich gekommen. Es war ein völlig neues Gefühl, in einer Klasse zu sitzen. Die Lehrerin hat mir sehr geholfen. Sie hat mir vertraut und mir gezeigt, was es bedeutet, ein guter Mensch zu sein. Wenn man in einem fremden Land ist, braucht man Hilfe. Ich will die Chance nützen, Matura zu machen, und danach Medizin studieren.
Mein Wunsch ist es, Chirurg zu werden und anderen zu helfen. Geld ist für mich nicht wichtig. Ich habe in meinem Leben schon zu viele Menschen gesehen, die verletzt waren und denen nicht geholfen wurde. Ich spiele Fußball und Cricket. Auch Schwimmen habe ich gelernt. Meinen Schwestern helfe ich manchmal in Deutsch. Sie leben mit meiner Mutter in Graz. Und dem Bruder eines Freundes gebe ich Nachhilfe in Mathematik. Er ist elf, und ich erkläre ihm alles so lange, bis er es verstanden hat. Der Trick dabei ist, dass man zuerst selbst alles verstehen muss.
Mit den Burschen, mit denen ich hier im Haus Sidra des Samariterbunds lebe, komme ich gut aus. Wir haben fast alle die gleiche Geschichte und reden viel. Aber wir versuchen, das Dunkle in unserer Vergangenheit zu vergessen. Es ist nicht schwer, Freunde zu finden, wenn man fleißig ist und anderen hilft.