Check-in: Roben aus Aleppo
Als es darum ging, einen Termin auszumachen, sagte Roben, er sei ohnehin "immer da“. Der junge Mann scheint darüber nicht glücklich zu sein. Er würde lieber schnell weiterkommen. Von seinem kleinen Zimmer im Pfarrhaus in Wien-Dornbach aus sieht er eine Wiese, auf der Schafe weiden. Roben ist ein Stadtkind, in Aleppo aufgewachsen in einer Familie syrischer Christen. Sein Vater war Chauffeur eines Kirchenoberen, was gefährlich wurde, als den Mordbrigaden der IS bei einem ihrer Angriffe auf Aleppo zwei entfernte Familienmitglieder in die Hände fielen. Roben kann nicht darüber reden.
Er will auch nicht, dass man Mitleid mit ihm hat, sagt er, fast schon trotzig. Robens Familie kam mit dem Leben davon. Seit eineinhalb Jahren sind sie in Österreich. Sie kamen nicht übers Meer und zu Fuß über die Balkanroute, sondern mit einem Flugzeug aus Istanbul. Pfarrer Wolfgang Kimmel hat sich ihrer angenommen. Sie sind privilegierte Flüchtlinge, doch was bedeutet das schon für einen jungen Mann, der in Aleppo kurz davor stand, die Matura zu machen, als der Krieg alle seine Pläne zerstörte. Roben hat hier den Deutschkurs auf A2-Niveau bestanden. Ein paar Monate lang arbeitete er bei einem Tischler in der Nähe des Pfarrhauses, um seine Familie finanziell zu unterstützen. Aber jetzt steht er an. Er würde gern die österreichische Matura machen, besser Deutsch lernen, Freunde finden, eine Maturaschule, die er sich leisten kann. "So viele haben große Erwartungen. Sie glauben, dass es in Europa leicht wird, dass man ohne Mühe alles bekommt, weil man alles aufgegeben hat. Ich glaube das nicht. Es ist hart. Ich muss einen Preis dafür zahlen, wenn ich hier glücklich werden will“, sagt Roben.