Check-in: Yousif Ahmad (43) aus dem Irak
Wenn ich in Bad Blumau zu Fuß unterwegs bin, grüßen mich alle Menschen, denen ich im Ort begegne. Für mich ist das immer noch ungewöhnlich. Ich bin Kurde und komme aus Kirkuk im Nordirak, einer Stadt mit über einer Million Einwohner, in der ich zwei Jahrzehnte als Sprengstoffentschärfer ein mehrköpfiges Team geleitet habe. Autobomben, Tretminen, in Häusern versteckte Sprengstofffallen. Das war mein Alltag, meine Welt. Der „Islamische Staat“ hat meine Familie und mich aufgrund meiner Position immer häufiger mit dem Tod bedroht und mir keine andere Wahl gelassen, als mein Land zu verlassen. In der Steiermark bin ich seit vergangenem Sommer und unterstütze die anderen Flüchtlinge im Ort bei Behördenwegen und Arztbesuchen. Das geht, weil ich mehrere Sprachen spreche. Mein Deutsch wird auch langsam besser und ich bin es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen.
Wir spielen gemeinsam Fußball, haben ein eigenes Refugee-Team, das drei Mal die Woche mit den Spielern des hiesigen Klubs trainiert. Früher war ich Tormann, mittlerweile verteile ich lieber die Bälle im Mittelfeld. Mein Herz schlägt für Real Madrid, auch wenn es dort momentan alles andere als rund läuft.
Im Irak wird das ganze Leben und die Politik vom Öl dominiert. Hier in der Region dreht sich alles um das Thermalwasser. Was den Menschen besser bekommt, kann jeder sehen. Wie es für mich weitergeht, weiß ich nicht. Ich habe aufgehört, Pläne zu schmieden. Ich hoffe nur, dass ich meine Frau und meine beiden Söhne bald wiedersehen kann.