Check-in: Taibeh und Ali aus dem Iran
„Sticken ist meine Leidenschaft. Mein Mann Ali (25) und ich leben seit Mitte September bei einer österreichischen Familie in Tulln. Jede freie Minute verbringe ich damit, Rosen, Margeriten und Sonnenblumen auf Stoffe zu sticken. Daneben gibt uns unsere großzügige Gastgeberin Deutschstunden. Ich habe in Maschhad, der zweitgrößten Stadt im Iran, als Schneiderin gearbeitet. Ali verzierte auf Baustellen Decken und Gewölbe mit Stuck. Außerdem arbeitete er als Fotograf. Sowohl Alis als auch meine Eltern stammen aus Afghanistan. Wir sind im Iran aufgewachsen, galten dort aber als illegale Einwanderer und mussten jederzeit damit rechnen, nach Afghanistan abgeschoben zu werden. Dort toben Al Kaida und der „Islamische Staat“.
Wir haben gehört, dass man aufgegriffenen jungen Afghanen angeboten habe, in den Krieg in Syrien zu ziehen. Den Rückkehrern wurde angeblich die iranische Staatsbürgerschaft versprochen. Beides wäre für uns nicht infrage gekommen. Ali und ich sind schon lange ineinander verliebt. Der afghanischen Tradition zufolge hätten wir beide jene Partner heiraten müssen, die unsere Eltern für uns ausgesucht hatten. Ich war einem entfernten Verwandten versprochen, habe mich aber für Ali entschieden. Das hat unsere Familien sehr aufgebracht. Da brachen wir nach Europa auf. Ich will sobald wie möglich als Schneiderin oder in einem Schönheitssalon arbeiten, Ali als Fotograf.“