Kommentar von Clemens Neuhold: Verschlussakte Schock
Einer von vier Direktoren der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) wird Eduard Schock, nicht amtsführender Stadtrat in Wien. Der Berufspolitiker und doppelte Doktor (Jus, Ökonomie) war von 1991 bis 2006 „Bankangestellter“. Die genaue Tätigkeit wird von ihm, seiner Partei, der Nationalbank und dem früheren Arbeitgeber Bank Austria auf Anfrage unter Verschluss gehalten. Bringt er die von der OeNB explizit vorgeschriebene „mehrjährige Erfahrung im Bereich Währungs- und Finanzmarktpolitik sowie Management“ mit?
"Absolut keine Erinnerung an Eduard Schock"
Wie profil-Recherchen ergaben, soll Schock laut früheren Vorgesetzten von 1997 bis 2000 halbtags kleinere Länderberichte erstellt und von 2000 bis 2006 „im Tagesbetrieb“ seiner Abteilung „nicht mitgewirkt“ haben. Bleibt die Zeit von 1991 bis 1997, in der Schock die nötige Managementerfahrung, die ihm auch Vizekanzler Heinz-Christian Strache attestiert, hätte erwerben können. Arbeitgeber damals: die Creditanstalt (CA). Möglicher Bereich: Treasury und Risikomanagement. „Ich habe absolut keine Erinnerung an Eduard Schock. Hätte er im Management des CA-Treasury garbeitet, wäre mir das wohl aufgefallen“, sagt der frühere Treasury-Bereichsleiter und spätere Treasury-Chef der Bank Austria, Peter Fischer. Der frühere Leiter des CA-Treasury konnte nicht erreicht werden. Bank Austria und CA fusionierten 1998.
Geöffnet wird die berufliche Verschlussakte Schock erst, nachdem der Bundespräsident ihn ernannt hat. Dann lässt sich auch besser beurteilen, ob der blaue Stadtrat für den jährlich mit rund 300.000 Euro brutto dotierten Job (inklusive Dienstauto und Chauffeur) befähigt ist oder ob der frühere Nationalbank-Präsident Claus Raidl recht behält, der Schock im profil als „eklatant ungeeignet“ bezeichnete. Spätestens dann wäre es Zeit, von den USA zu lernen.