„Es gibt Freiheitliche, die sich impfen lassen“
Vorvergangene Woche starteten profil, „Kurier“ und „Kronen Zeitung“ die gemeinsame Diskussionssendung „Club 3“. Wöchentlich bitten Journalistinnen und Journalisten der drei Medienhäuser einen prominenten Gast aus Politik, Wirtschaft, Kultur und öffentlichem Leben zum Interview in den Wiener Rathauskeller. Im Anschluss an das 45-minütige Gespräch in roter Ledergarnitur wird der Gast höflich verabschiedet und das Gesagte ohne ihn „an der Bar“ analysiert.
Erster Besucher im „Club 3“ war der neue ORF-Generaldirektor Roland Weißmann. Am Freitag interviewten „Kurier“-Chefredakteurin Martina Salomon, „Krone“-Chefredakteur Klaus Herrmann und der stellvertretende profil-Chefredakteur Robert Treichler den Landesparteiobmann der FPÖ Oberösterreich, Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner. Anlass für das Gespräch ist die Landtagswahl in Oberösterreich am 26. September. Obwohl Haimbuchner mitten in der Intensivphase des Wahlkampfs steckt, stand er den „Club 3“-Interviewern gerne Rede und Antwort.
Im „Club 3“-Interview nimmt der FPÖ-OÖ-Obmann ausführlich zu seiner schweren Covid-Erkrankung im Frühjahr Stellung. Haimbuchner wurde in ein künstliches Koma versetzt und befand sich in Lebensgefahr. „Natürlich verändert so ein Ereignis das Leben ein wenig. Man sortiert, was ist wichtig, was ist unwichtig. Und dabei stellt man fest: Das Wichtigste, das ist die Familie, das sind Freunde. Und unwichtig ist Zeitverschwendung. Die Zeitfresser, mit denen muss man anders umgehen im Leben.“
Die ganze Sendung können Sie hier nachschauen:
Nach Haimbuchners Darstellung sind Freiheitliche keineswegs Impfverweigerer: „Es gibt auch genügend freiheitliche Wähler und Funktionäre, die sich auch impfen haben lassen. Aber das ist keine politische Frage.“ Und weiter: „Ich bestreite den Wert der Impfung nicht.“
Haimbuchners Parteichef, Herbert Kickl, sieht die Dinge anders. Kickl wirft der Regierung „Betrug“ vor, da die Impfung nicht halte, was von Kanzler und Gesundheitsminister versprochen wurde. Im „Club 3“-Interview bemüht sich Haimbuchner, die Diskrepanz zu Kickl kleinzureden: „Unser Zugang ist ganz einfach der, dass wir den Menschen sagen müssen: Dieses Virus gibt’s. Leider Gottes können wir es nicht ausrotten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dieses Virus einzudämmen. Die Impfung ist eine Möglichkeit.“
Sein Verhältnis zu Kickl beschreibt Haimbuchner als intakt. Im Kampf um die Vormachtstellung in der FPÖ stand der FPÖ-OÖ-Chef allerdings klar im Lager von Norbert Hofer. Im „Club 3“-Interview meint er, die FPÖ habe unterschiedliche Persönlichkeiten, aber ein gemeinsames Programm. Man sei eine Gesinnungsgemeinschaft. Haimbuchner: „Und so wie ich Norbert Hofer gegenüber loyal war, so bin ich selbstverständlich dem Bundesparteiobmann Herbert Kickl gegenüber loyal. Das ist für mich überhaupt keine Frage.“
Angesprochen auf die Ausgangssituation bei der Wahl in Oberösterreich am 26. September meint Kickl, es stehe fest, dass der Landesparteiobmann der ÖVP, Thomas Stelzer, Landeshauptmann bleiben werde. Eine Stimme für die FPÖ sei aber die Garantie, dass der „vernünftige Kurs“ in der Wirtschaftspolitik und der Migrationsfrage fortgesetzt werde. Die FPÖ mache Politik „für unsere Leute“.
Bei der Wahl drohen der FPÖ massive Verluste als Folge der Ibiza-Turbulenzen. 2015 fuhren die Freiheitlichen ein Rekordergebnis von über 30 Prozent ein. Viele ÖVP-Wähler hatten aufgrund des Umgangs der rot-schwarzen Bundesregierung mit der Flüchtlingskrise für die Freiheitlichen gestimmt. Er denke, so Haimbuchner, dass er diese Leihstimmen aufgrund seiner „ordentlichen und anständigen Politik“ der vergangenen Jahre halten könne.
Die Drohung von Landeshauptmann Thomas Stelzer, er werde die bestehende Koalition mit Haimbuchner nicht fortsetzen, falls die FPÖ-OÖ den Kickl-Kurs einschlage, nimmt Haimbuchner nicht ganz ernst: „Da ist einfach dem Wahlkampf geschuldet. Jeder muss seine eigenen Wähler mobilisieren.“