Verstörende erste Wochen
Heute soll die Morgenpost mal mit einer kleinen Vorstellung beginnen. Warum? Nun, wir kennen uns noch nicht. Und ich weiß ja nicht, wie es bei Ihnen ist, aber ich starte in meinen Tag lieber mit einen vertrauten Gesicht. Also legen wir los: Mein Name ist Naz Kücüktekin, ich bin 25 Jahre alt, Publizistikstudentin und Jungjournalistin. Im Rahmen meines Stipendiums der Akademie des Migrantenmagazins "biber" mache ich seit Mitte Jänner ein Praktikum in der profil-Redaktion.
Aus lebenslanger Erfahrung weiß ich, dass der ein oder andere jetzt noch immer versucht, meinen Namen auszusprechen. Kü, kü,… Kützük…. Falls das bei Ihnen auch der Fall ist, kann ich Sie trösten: Bis das sitzt, wird es noch einige Versuche brauchen (Tipp: Die Aussprache des türkischen Alphabets ansehen). Aber versprochen, danach ist es auch ganz einfach. Anhand der aktuellen profil-Ausgabe können Sie gleich mal ein bisschen üben. Da werden Sie mich in einer Autorenzeile wiederfinden.
Bild der Corona-Bewegung
Bereits in meiner zweiten Praktikumswoche hatte ich die Ehre, bei der Titelgeschichte „Die Unterwanderung“ mitzuarbeiten. Gemeinsam mit Christa Zöchling und Thomas Hoisl habe ich mir dafür ein Bild von der neuen Corona-Bewegung gemacht, war dafür auf der „großen Demo“ am 16. Jänner. Ja genau, die Demo, auf der rund 10.000 Menschen durch die Wiener-Innenstadt marschierten. Die Demo, auf der mitten in einer Pandemie und während des Lockdowns beinahe niemand eine Maske trug oder Abstand hielt. Die Demo, auf der der verurteilte Holocaust-Leugner Gottfried Küssel anwesend war. Die Demo, in dessen Vorfeld Organisatoren davon träumten, die Hofburg zu stürmen.
Ich muss zugeben, ein bisschen verstört bin ich von diesem Samstagnachmittag noch immer. Ich verstehe schon, wir alle sind frustriert und genervt von der ganzen Corona-Situation. Aber die Inhalte, die dort verbreitet wurden, sind trotzdem nicht in Ordnung und äußerst gefährlich. Rechtsextreme, Verschwörungstheoretiker, Corona-Leugner und Impfgegner - von allen war dort jemand zu finden.
Kampf um den Impfstoff
Wie gesagt, ich kann das alles nicht nachvollziehen. Ich würde zurzeit für eine Impfung alles stehen und liegen lassen. Bis es bei mir soweit ist, wird es wahrscheinlich aber noch länger dauern. So einen Bürgermeister, der mir eine „übriggebliebene Impfdosis verschaffen könnte zu kennen, wäre schon nett. Aber Spaß beiseite, wie tief die Abgründe des Kampfes um den Impfstoff derzeit sind, lesen Sie im Artikel „Spritzenpolitik“.
Und ich sage fürs Erste jetzt mal Tschüss, Baba. Sie werden bestimmt bald wieder von mir lesen. Bis dahin: Bleiben Sie gesund, passen Sie auf Sich auf, und drängeln Sie sich bitte nicht bei der Impfung vor.
Naz Kücüktekin
PS: Gibt es etwas, das wir an der „Morgenpost“ verbessern können? Das Sie ärgert? Erfreut? Wenn ja, lassen Sie es uns unter der Adresse [email protected] wissen.