Herbert Kickl und das Medikament Scabioral

Corona: Hype um Kickls Krätzemittel in der Apotheke

Wenn der FPÖ-Chef ein Medikament gegen Corona empfiehlt, haben Apotheken viel aufzuklären. Wobei Nachfrage durch Osteuropäer noch stärker ist.

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"Haben Sie Krätze?", Das fragt eine Mitarbeitern einer stark frequentierten Apotheke im Wiener Umland jene Kunden, die sich nach dem Medikament "Scabioral" oder den darin enthaltenen Wirkstoff "Ivermectin" erkundigen. Bei Scabioral handelt sich um jenes "Entwurmungsmittel", das FPÖ-Chef Herbert Kickl als Alternative zur Covid-19-Impfung empfiehlt. Es hilft eigentlich gegen Milben (Krätze), Würmer und Läuse und kommt auch gegen Parasiten zum Einsatz. Die einzigartige und zugleich fahrlässige Werbeaktion Kickls spüren Apotheken wie diese durch eine deutlich erhöhte Nachfrage.

"Die Krätze ist das Haupteinsatzgebiet, bei Corona hilft es nicht", klärt die Apothekerin ihre Kunden dann auf. Aber den meisten sei das wurscht oder sie wollten es schlicht nicht hören. Ohne Rezept gehen sie aber dennoch leer aus. Die Warnung der Gesundheitsbehörden vor der Ivermectin-Anwendung gegen Covid-19 finden Sie hier.

In der Slowakei und Tschechien zugelassen

Anders Kunden aus Osteuropa. Sie können oftmals Rezepte vorweisen. Denn in der Slowakei und in Tschechien wurde dem Wirkstoff Ivermectin bereits im März 2021 eine Notfallzulassung zur Covid-19-Behandlung erteilt. Seither wird es auch verschrieben. Das dürfte mit ein Grund sein, warum die Umsätze mit Scabioral im Jahresvergleich um rund zehn Prozent gestiegen sind. Das haben die Pharma-Analysten von IQVIA für profil erhoben.

In der Apothekerkammer erinnert man sich an den Hype um Scabioral, der im Frühjahr noch größer war als nach Kickls Empfehlung. "Damals wurden Apotheken im grenznahen Bereich mit zahlreichen Anfragen und der Vorlage slowakischer Privatrezepte überschwemmt. Die vorgelegten Privatrezepte wurden meist ohne ärztlicher Angabe der Indikation verordnet."

Allerdings stiegen die Umsätze mit Scabioral auch in Westösterreich um acht Prozent. Das könnte auch damit zu tun haben, dass das Medikament erst seit Frühjahr 2019 am Markt ist.

"Der Hype flaut bereits etwas ab", sagt die Apothekerin im Wiener Umland, wohl in der Hoffnung, dass sich Politiker künftig nicht mehr in ihr Geschäft einmischen.

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.