profil-Morgenpost

Sex statt Seuche

Guten Morgen!

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Wieder einmal kommt eine gute Idee aus Italien: Cristina Mattioli, Wirtin eines Cafés in Rom, ersucht ihre Gäste mit Nachdruck, während des Aufenthalts im Lokal nicht über Corona zu reden. Auf Plakaten schlägt sie vor, stattdessen lieber Reality Shows, das Wetter oder Society-News zu erörtern. Virologie und Anti-Virus-Maßnahmen seien als Gesprächsstoff verboten, erklärte Mattioli der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Dieser vernünftigen Anregung kann man in Österreich unter anderem deshalb nicht nachkommen, weil die Kaffeehäuser bei uns – anders als in Rom – seit bald drei Wochen geschlossen haben. Mit Klatsch und Tratsch ist es auch nicht weit her, seit sich die Promis zu Hause einigeln und die bedeutsame Frage, wer gerade mit wem fremdgeht, nur noch von den Contact Tracern gestellt wird. Aber dass es auch in Österreich großen Bedarf an alternativem Content gäbe, scheint unbestritten. Wie das Gallup-Institut jüngst in einer repräsentativen Umfrage herausfand, sind 81 Prozent der Bürger dazu übergegangen, Medienberichte mit Corona-Bezug zwischendurch aktiv zu boykottieren. Das heißt: Kaum huscht ein amtsbekannter Virologe durchs TV-Bild, schalten acht von zehn Zusehern aus oder wechseln den Kanal. Bei Predigten von Rudi Anschober sind es möglicherweise noch mehr, aber das wurde leider nicht extra erhoben.

Ein bewährter Fluchthelfer für Eskapismus jeglicher Art ist seit vielen Jahren der britische Autor Nick Hornby. Sein neuer Roman heißt „Just like you“ und eignet sich inhaltlich (junger, schwarzer, bildungsferner Mann trifft 20 Jahre ältere, weiße, etwas verhuschte Frau und beginnt eine heiße Affäre mit ihr) blendend, um dem von der Obrigkeit verordneten Hausarrest etwas Würze zu verleihen. Kollege Wolfgang Paterno hält das Werk zwar für komplett misslungen (nachzulesen im aktuellen profil). Andererseits ist selbst ein schlechter Hornby dem Gemütszustand noch immer zuträglicher als unser Bundeskanzler in Hochform. Und das Beste: Im Buch führt der rege Austausch von Körperflüssigkeiten nicht zu pandemischen Katastrophen.

Ganz ohne Corona kann man dieser Tage aber leider keine Zeitung füllen. In der profil-Covergeschichte des kommenden Hefts beschäftigen wir uns unter anderem mit der Frage, wie viel die Virusbekämpfung in Österreich alles in allem kosten wird. Kleiner Spoiler: Es geht um eine Zahl mit elf Nullen.

Haben Sie es schön und kommen Sie auf andere Gedanken!

Rosemarie Schwaiger

Rosemarie Schwaiger