Das Empörium

Sieben Gebote für einen ordentlichen Shitstorm.

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1) Durchforste die Medien nach einem gesprochenen oder geschriebenen Satz, der als moralisch verwerflich gewertet werden KANN.

2) Verschweige den Kontext der Aussage und alles, was die Person sonst je zum Thema gesagt hat, um den Shitstorm nicht vorab zu verwässern. Damit stellst du sicher, dass die Person den Satz so gemeint haben MUSS.

3) Wirf den einen Satz auf Facebook oder Twitter der digitalen Meute zum Fraß vor – in einer Video-Endlosschleife oder als plakatives Zitat. Verstärke ihn mit einem einordnenden Satz: "Man wundert sich ..."

4) Vertraue darauf, dass Meinungsführer sich auf den Happen stürzen und den Satz in der digitalen Arena in der Luft zerreißen. Wer lässt sich heute schon die Gelegenheit entgehen, moralische Überlegenheit zu demonstrieren?

5) Vetraue weiters darauf, dass Online-Medien – auch die scheinbar seriösen – so geil auf Clicks sind, dass sie eine Story daraus machen und ab drei empörten Postings titeln: "Shitstorm gegen ...", "Netz-Empörung über ...". Ab zehn Empörten steigst du in die Königsklasse des "Mega-Shitstorms" auf.

6) Warte auf den Gegen-Shitstorm: Die Empörung über die Empörung. Die Friends des Angeklagten rücken aus. Spätestens jetzt haben alle den Ausgangs-Satz gelesen und er ist ewig in den Köpfen archiviert.

7) Geht es in der dritten Empörungswelle gegen dich, verweise darauf, dass er/sie das in seiner/ihrer Position aushalten muss.

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.