Blick in den vermeintlichen Verhandlungssaal für die Koalitionsgespräche im Parlament in Wien; aufgenommen am Montag, 10. Februar 2025
Blau-schwarze Verhandlungsprotokolle

Was sie mit uns vorhatten

Radikalumbau der Republik in 13 Kapiteln: Ein geleaktes Protokoll der blau-schwarzen Verhandlungen enthält weitreichende Forderungen. Nur weil diese jetzt doch nicht kommen, heißt das nicht, dass sie für alle Zeit vom Tisch sind. 223 Seiten, die Österreich verändern sollten.

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Es ist das Artefakt eines versuchten Brachialumbaus der Republik: Auf 223 Seiten, grob gegliedert in 13 Kapitel, reiht sich Forderung an Forderung. Diskussionspunkte, die von der FPÖ beziehungsweise der ÖVP seit Jänner in die gemeinsamen Regierungsverhandlungen eingebracht worden sind. Ein buntes Sammelsurium – nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch: grüne Textfarbe für Passagen, welche man bereits außer Streit gestellt hatte; gelbe für Ideen, bei denen man noch Details klären musste; rote für Punkte, zu denen noch ein grundsätzlicher Dissens vorlag.

Dass dieses Verhandler-Papier überhaupt in Umlauf geraten ist, mag für sich schon als Zeichen gedeutet werden, dass es zuletzt in den blau-schwarzen Koalitionsgesprächen überhaupt nicht mehr rund gelaufen ist. Das geleakte Protokoll spiegelt den Verhandlungsstand von Anfang Februar wider. Es kann wohl schon jetzt als zeitgeschichtliches Dokument angesehen werden. Zeigt es doch deutlich, in welche Richtung Österreich unter der ersten FPÖ-geführten Regierung gesteuert wäre. Und es lässt erahnen, was insbesondere die Blauen planen würden, wenn sie nicht auf einen Koalitionspartner angewiesen wären. 

Nur weil die jetzigen Verhandlungen geplatzt sind, heißt das nicht, dass die Ideen und Forderungen für alle Zeiten vom Tisch sind. Was hätte Österreich unter eine Rechts- beziehungsweise Mitte-Rechts-Regierung zu erwarten? Das blau-schwarze Papier gibt die Antwort.

Gernot Bauer

Gernot Bauer

ist seit 1998 Innenpolitik-Redakteur im profil und Co-Autor der ersten unautorisierten Biografie von FPÖ-Obmann Herbert Kickl. Sein journalistisches Motto: Mitwissen statt Herrschaftswissen.

Iris Bonavida

Iris Bonavida

ist seit September 2022 als Innenpolitik-Redakteurin bei profil. Davor war sie bei der Tageszeitung "Die Presse" tätig.

Nina Brnada

Nina Brnada

Redakteurin im Österreich-Ressort. Davor Falter Wochenzeitung.

Stefan Melichar

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ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). 2022 wurde er mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet.

Max Miller

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ist seit Mai 2023 Innenpolitik-Redakteur bei profil. Schaut aufs große Ganze, kritzelt gerne und chattet für den Newsletter Ballhausplatz. War zuvor bei der „Kleinen Zeitung“.

Clemens Neuhold

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Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.

Eva Sager

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seit November 2023 im Digitalteam. Schreibt über Kultur, Gesellschaft und Gegenwart.

Alwin Schönberger

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Ressortleitung Wissenschaft

Anna Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.

Kevin Yang

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