Das steht im neuen Magazin von Andreas Gabalier
Die Welt der Zeitschriften ist ein Paradoxon: Während andere deutschsprachige Personality-Magazine wie „Barbara“ (von TV-Star Barbara Schöneberger) und „Guido“ (des Modedesigners Guido Maria Kretschmer) erst kürzlich von RTL Deutschland eingestellt wurden, ist die Welt in Österreich eine andere. Der steirische Volksmusik-Star Andreas Gabalier („I sing a Liad für di“) launcht mit dem „Red Bull Media House“ diese Woche sein eigenes Magazin (Untertitel: „Willkommen in meiner kleinen steilen Welt!“), das er nicht nur als Chefredakteur führt, sondern sich auch – Überraschung – hauptsächlich um den 38-Jährigen dreht.
„Innehalten, durchatmen, zurückschauen und reinspüren“, heißt es im Editorial. Auf 148 Seiten bekommt man hier nicht nur einen Einblick in die Welt des Stars Gabalier, sondern auch in die österreichische Seele anno 2023. Denn Andreas Gabalier, der die Stadien mit seiner Mischung aus Volksmusik, Schlager, Konservativismus und Entertainment - er selbst nennt das Volks-Rock’n’Roll - seit Jahren füllt und für ein regelrechtes Volksmusik-Revival verantwortlich ist, ist gleichermaßen beliebt wie umstritten. Er zieht Massen an (am 28. April startet seine „Dirndl-Wahnsinn-Hulapalu“-Tour in Berlin) und stößt mit umstrittenen Aussagen („Man hat es nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl noch auf Weiberl steht“) immer wieder auf Ablehnung. Gabalier – und niemand weiß das besser als er selbst – polarisiert.
Das „Gabalier“-Druckwerk ist nun die Kehrseite der umstrittenen Figur, ein Magazin für die Fans – Aufregung gibt es hier nur am Rande. „Ein Magazin, in dem ich den Menschen Einblick in meinen Lebensweg gebe, ein Stück weit den privaten Andreas Gabalier sichtbar mache, für den Mut zur eigenen Meinung und vor allem für das Echtsein als Mensch eintrete“, schreibt Gabalier zum Medien-Projekt und dankt dem verstorbenen „Red Bull“-Gründer, seinem Mentor Dietrich Mateschitz.
„Haben wir keine anderen Sorgen?“
Was das „Echtsein“ ist, kann man auf den Folgeseiten in einer Mischung aus Gabalier-Fanzine, „Servus“-Magazin und der Männerzeitschrift „Men’s Health" („Fit wie Gabalier“) verfolgen. Gabalier spricht im Interview über Ehe (eine „Traumfrau“ hat er übrigens nicht), Gott und seine liebsten Bühnenmomente, zeigt seine Kindheitsbilder („Ein Bröckerl war er schon, der Andreas“, sagt Mama Gabalier über den Sänger als Baby); er verrät, welche Berufswünsche er als Kind hatte (Achtung, Spoiler: Feuerwehrmann, Zahnarzt, Mistkübler und Kapitän) und welche Orte ihm Kraft geben (vom Zirbitzkogel bis Venedig). Richtig interessant wird es am Ende des Heftes, wenn es im Doppelgespräch (Titel: „Haben wir keine anderen Sorgen?“) mit Monika Gruber ums Gendern und um Meinungsfreiheit geht: „Wer gerne gendert, soll es tun, aber man muss es der Bevölkerung nicht aufdrängen.“
Dabei erscheint „Gabalier“ mit einer Startauflage von 140.000 Stück in einer durchaus schwierigen Zeit für Österreichs Medien. Die wirtschaftlich angespannte Lage in der Medienbranche führt aktuell zu Sparmaßnahmen und Personalabbau in einigen Medienhäusern. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass der „Kurier“ sich von 20 Redakteurinnen und Redakteuren trennen müsse, wenig später bot die Geschäftsführung der „Kleinen Zeitung“ der gesamten Redaktion die Auflösung der Dienstverhältnisse an. In Sachen Monetarisierung ist die Lage bei „Gabalier“ denkbar einfach: Der Star bewirbt nicht nur sein Produkt, er tritt in Personalunion auch gleich als Werbetestimonial, unter anderem für einen Brillenhersteller, auf.
Die „Gabalier“ ist konservativ, nostalgisch, ländlich-eskapistisch und bietet im post-pandemischen Österreich durchaus Einblicke in Land und Leute, lobt die guten Freundschaften und die wichtigsten Lebensmenschen. Der Popstar sieht Land und Leute so; Österreich, das lieber eine kleine Einheit ist, nicht wirklich ins Ausland blickt und ungemütliche Themen (Krieg in Europa, Klimakrise, Pandemie) sicherheitshalber ausblendet.
Und wie lautet nun das Geheimnis seines Erfolgs? Business-Coach Katharina Schneider notiert zur Causa Polarisierung: „Andreas Gabalier lernt aus manchen seiner früheren Ansichten und Formulierungen, die vielleicht nicht immer glücklich gewählt waren. Er lernt dazu, aber er verbiegt sich nicht.“ Nachsatz: Er wisse eben, was er wolle.