Ex-Kanzler Sebastian Kurz im Zuge des Prozesses am Wiener Straflandesgericht
Jahresrückblick

Das war 2024: Ex-Kanzler Kurz erstinstanzlich verurteilt

Die prägenden Stunden des Jahres. Freitag, 23. Februar, 19 Uhr: „Sebastian Kurz ist schuldig"

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„Urteilsverkündung in der Strafsache Sebastian Kurz und Bernhard Bonelli, Großer Schwurgerichtssaal“, schallt es durch den Lautsprecher im sogenannten Grauen Haus, dem ikonischen Landesgerichtsgebäude im 8. Wiener Gemeindebezirk. Angeklagte, Ankläger, Anwälte und Prozessbeobachter erheben sich im voll besetzten Gerichtssaal von ihren Plätzen – und halten den Atem an.

Der Stunde der Entscheidung waren zwölf meist lange und intensive, teils gar dramatische Verhandlungstage vorangegangen – profil hat jede Minute davon im Saal mitverfolgt. Seit Jahrzehnten – seit Fred Sinowatz im „Noricum“-Prozess 1993 – stand erstmals wieder ein früherer Bundeskanzler als Angeklagter vor Gericht. Und zwar nicht irgendeiner: Sebastian Kurz galt als politischer Überflieger, wie ihn Österreich noch selten erlebt hatte. 2017 führte er die ÖVP in einen ungeahnten Höhenrausch. Umso heftiger die Katerstimmung, als der Kanzler und Parteichef Ende 2021 vor dem Hintergrund immer massiver zutage tretender Skandale den Hut nahm. Polit-Opfer einer außer Rand und Band geratenen Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), wie seine Anhänger das gerne behaupteten? Nun, an jenem 23. Februar 2024 sollte erstmals ein unabhängiges Gericht darüber urteilen.

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). 2022 wurde er mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet.