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Debatte um die Impfpflicht: Wollen wir wirklich die Polizei losschicken?

Wer Zwang fordert, soll auch sagen, wie weit er dabei gehen würde.

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Guten Morgen!

Der freie Wille ist in Verruf geraten. Angeblich wollen wir Menschen zu selten, was wir sollen. Deshalb brauche es in wichtigen Fragen Druck und strenge Regeln. Ich bin nicht sicher, ob das stimmt, aber ich möchte einen Vorschlag machen: Ab sofort möge bitte jeder, der eine allgemeine Corona-Impfpflicht fordert, im Detail erläutern, wie er sich die Umsetzung dieser Maßnahme vorstellt. Ich finde, das ist nicht zu viel verlangt.

Soll es reichen, den Verweigerern regelmäßig Strafzettel zu verpassen, bis sie sich ihr Veto nicht mehr leisten können und einen Oberarm rausrücken? Das könnte in manchen Fällen zu lange dauern. Oder soll die Polizei ausschwärmen und störrische Mitbürger zur Räson bringen? Über die bei solchen Einsätzen maximal zulässige Vehemenz der Überzeugungsarbeit müssten wir dann vielleicht noch extra reden. Ganz ohne exekutive Grobheiten wird es mitunter aber kaum abgehen.

Haftstrafen für Ungeimpfte sind wohl keine ernsthafte Option. Auch der Entzug staatsbürgerlicher Rechte könnte auf die Dauer zum Problem werden. Die Justiz ist bekanntlich sehr pingelig und fordert immer wieder verfassungskonforme Begründungen, wo andere schon hochzufrieden sind, wenn sie wieder einmal etwas verbieten oder befehlen können.

Die Angelegenheit ist also komplizierter als sich einige Kammerfunktionäre, Virologen, Landespolitiker und Journalisten vorstellen wollen. Dass ein Impfzwang fatale Auswirkungen auf die Gesellschaft hätte, ist sowieso klar (und leider zu vielen egal). Schon die Debatte darüber hat uns nicht wirklich gut getan. Derzeit gibt es gefühlt mehr selbsternannte Virus-Diktatoren als Fußball-Teamchefs. „Bleiben Sie gesund!“ ist in diesen Kreisen keine nett gemeinte Floskel, sondern ein Befehl.

Die Bundesregierung widerstand bisher den Forderungen nach einem Impfzwang für alle. Das ist gut. Hoffentlich bleibt es dabei.

Wer in diesem letztlich doch nicht so fröhlichen Sommer etwas Ablenkung sucht, wird in der aktuellen profil-Titelgeschichte fündig. Ein Team um Alwin Schönberger ging der Faszination nach, die das Meer für die meisten Menschen hat. Der Biologe Wallace Nichols glaubt etwa, dass unsere Spezies eine Art „blaues Bewusstsein“ geerbt habe. Diese evolutionäre Prägung führe dazu, dass wir uns am Wasser einfach wohl fühlen. „Studien belegen durch Messungen von Cortisol oder Noradrenalin vor allem eine klare Verringerung von Stress und unterstreichen das subjektive Empfinden von innerer Ruhe.“

Selten zuvor hatten wir das so nötig wie jetzt. Einen schönen Urlaub allen, die ans Meer fahren!

Rosemarie Schwaiger

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Rosemarie Schwaiger