Delfin-Tisch, Braunbär, Kickl-Teppich: Die besten Stücke aus den Ministerien
Wann heuer gewählt wird, ist noch unklar, doch eins steht bereits fest: Nach Wahlen beginnt das große Stühlerücken in den Ministerien und damit auch eine Umgestaltung der Büros.
Offiziell haben sich freilich alle Ressorts der Sparsamkeit verschrieben. Ganz so, wie es in der britischen Polit-TV-Serie „The Thick of It“ persifliert wird: Als die Sozialministerin ihrem cholerischen PR-Berater stolz einen ergonomischen Bürostuhl präsentiert, befiehlt dieser ihr das Stück wegzuschmeißen. „Die Leute wollen nicht, dass Politiker es bequem haben“, sagt der Spindoctor.
Zwar halten sich auch die meisten österreichischen Regierungsbüros an diesen Leitsatz, aber glücklicherweise trifft das nicht auf alle zu.
Deprimierende Möbel
Selbst die traurigste Amtsstube kann inspirieren. Nachdem in einem der Auslandskonsulate in Deutschland ein neuer Satz Möbel bewilligt wurde, bot man die ausgemusterten „im Sinne der Nachhaltigkeit online kostenfrei zur Abholung“ an, schreibt das Außenministerium.
Zur selben Zeit war Szenenbild-Assistent Emanuel Eschner für die deutsche Fernsehserie „Polizeiruf“ auf der Suche nach Requisiten für ein „wirklich deprimierendes Kommissariat“. Die Konsulats-Einrichtung war ein voller Erfolg. Eschner nahm noch vor Ort Maß.
Wer genau aufpasst, sieht die ehemals bundeseigenen Möbel voraussichtlich kommenden Herbst in der ARD.
Delfine im Klimaressort
Heiterer geht es hingegen im Bundesministerium für Klimaschutz zu. In einem Fachreferent:innen-Büro findet sich ein schmucker Delfintisch. Die zwei Tümmler halten dabei auf Hummer gebettet mit ihren Flossen eine gläserne Tischplatte in die Höhe. „Woher der Tisch kommt oder wie lange es ihn schon im Ministerium gibt“ sei nicht bekannt, „aber auf den Gängen erzählt man sich, dass er bereits seit der Ära Faymann (SPÖ-Verkehrsminister 2007-2008, Anm.) vorhanden ist“, schreibt die Pressestelle.
Zadićs Fledermäuse
Beflügelt startet man im Justizministerium allabendlich durch. Am Gebäude in der Wiener Museumsstraße hat die Bezirksverwaltung des siebten Bezirks Fledermauskästen angebracht. „Hintergrund ist“, so das BMJ, „dass das Haus und die umliegenden Kirchen seit vielen Jahrzehnten eine Population Fledermäuse beheimaten, die sich früher auch oftmals in die Gebäude hinein verirrt hatten.“ Im Ministerium wird unter Mitarbeitern gescherzt, dass sich aus den nachtaktiven Jägern im Haus gar eine Analogie zum Gerechtigkeit liebenden Batman ableiten lässt.
Jugoslawischer Braunbär
Auch Land-Säuger sind mitunter zu finden. Bei der im Finanzministerium angesiedelten Zollabteilung sogar ein sehr wuchtiges Exemplar. Das „Ende der 1980er Jahre illegal nach Österreich eingeführte Ganzkörperpräparat“ eines Braunbären wurde zunächst in „Ex-Jugoslawien und später in einem Lokal in Niederösterreich ausgestellt“, heißt es aus dem BMF. Da „gewerbliche Zurschaustellung eines unter Artenschutz stehenden Tieres ohne Bewilligung verboten ist“, kann man den „launigen Blickfang“ nun im Ministerium begutachten. Jedoch betont man gegenüber profil, dass der Erhalt der Artenvielfalt, zu der die Zollbehörden beitragen, ein ernster Hintergrund sei.
Kickls verschwundener Teppich
Ein ganz besonderes Relikt ist indes unauffindbar. Von Herbert Kickls blauem Teppich fehlt jede Spur. Der FPÖ-Innenminister a.D. ließ sein Ministerium 2018 mit blauem Nadelfilz verkleiden. Nur zwei Jahre später stellte Karl Nehammer wieder um auf Rot. Der Teppich flog raus und wurde gemäß „den Grundsätzen der öffentlichen Verwaltung: Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit“ angeblich in die Landesverkehrsabteilung der Wiener Landespolizeidirektion (LPD)gebracht, schreibt das Innenministerium.
Eine Anfrage zu Bildern an neuem Standort wurde von der LPD-Pressestelle abgeschmettert. Auf nochmalige Nachfrage wird profil zurück ans BMI verwiesen. Der Wunsch nach Besichtigung des Kickl-Erbes in der Verkehrsbeteiligung blieb bis Redaktionsschluss unerfüllt.
Walter Strallhofer, Wiener Landesvorsitzender der sozialdemokratischen Polizeigewerkschaft FSG, hat sich in der Belegschaft umgehört. Den Kollegen vor Ort sei „bislang kein blauer Teppich aufgefallen“, sagt der Gewerkschafter. Strallhofer hält es für denkbar, dass Kickls fliegender Teppich sich nie im Landeanflug auf die LPD befand.