Demonstration gegen Drag-Lesung in Wien
Noch bevor die ersten Redebeiträge beginnen, geht im zweiten Stock der Türkis Rosa Lila Villa auf der Linken Wienzeile ein Fenster auf, aus dem sich eine Drag Queen mit roter Perücke lehnt und schrill „Juhu!“ in ein Mikro schmettert. Sogleich wird „Schande“ skandiert, sie antwortet in Richtung des Redners: „Du bist hier die Schande!“
Um sieben Uhr früh haben sich die ersten Demonstrierenden vor der „Villa“, die das größte LBTIQ-Zentrum in Österreich ist, eingefunden. Sie mobilisierten gegen eine Kinderbuch-Lesung einer Drag Queen, die dort am Vormittag stattgefunden hat. Verschiedene Gruppierungen, darunter christliche Fundamentalisten, die rechtsextremen Identitären oder die Freiheitliche Jugend hatten dazu aufgerufen.
Laut Schätzungen der Polizei haben gegen 10:30 rund 120 Personen an der Kundgebung teilgenommen – auf der von linken Gruppierungen organisierten Gegendemonstration, die sich auf der anderen Seite der Türkis Rosa Lila Villa formierte, waren 400 bis 500 Demonstrant:innen anwesend. Die Solidaritäts-Demonstration versuchte die Kundgebung mit Musik von Lady Gaga und Queen zu übertönen, auf der anderen Seite dröhnte als Antwort der Radetzky-Marsch aus den Boxen.
Die Lesung fand indes planmäßig statt: In einem roten Tüllkleid hat Drag Queen Freya van Kant gut dreißig Kindern die Geschichte einer Prinzessin, die einen Prinzen vor einem Drachen rettet, vorgelesen.
Auch die FPÖ mobilisierte im Vorfeld gegen die Lesung, die als „Sexualisierungspropaganda“ für kleine Kinder und als „Perversität“ bezeichnet wurde; und der Wiener ÖVP-Stadtrat Karl Mahrer bezeichnete sie in einer Aussendung als „für Kinder völlig ungeeignet.“ Der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) verurteilte die Instrumentalisierung der Veranstaltung durch „extreme Rechte und extreme Konservative.“
Die FPÖ wettert schon seit einigen Wochen gegen Drag-Lesungen vor Kindern und springt damit auf den Anti-Drag-Zug amerikanischer Politiker:innen auf. Im US-Bundesstaat Tennessee wurden Drag-Shows aus der Öffentlichkeit verbannt und mit Pornografie gleichgesetzt. Mehrere Bundesstaaten haben ähnliche Gesetze angekündigt.