Demütiger Doskozil: "Kapitel Bundespolitik ist abgeschlossen"
48 Stunden nachdem Hans Peter Doskozil in Linz Freudentränen in den Augen hatte, steht er in Eisenstadt im „Roten Haus“ und wirkt erstaunlich gefasst. Zwei Tage ist es her, dass er als Sieger und designierter SPÖ-Chef gefeiert wurde, gewählt von 316 Delegierten. Am Montagnachmittag tritt er als Verlierer und Burgenländischer Landeshauptmann auf: Schon am Morgen hörte Doskozil erste Gerüchte, dass die Wahlkommission am Samstag am Parteitag das Ergebnis vertauscht hatte. Sie werden dann offiziell bestätigt: Die 316 Stimmen gehören dem Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler. Er ist damit der neue SPÖ-Vorsitzende.
Doskozil hatte also einige Stunden Zeit, um die Nachricht zu verarbeiten. Er tritt als fairer Verlierer vor die Kameras: „Das ist mit Sicherheit ein Tiefpunkt in der Sozialdemokratie“, sagt er über die Verwechslung. Und: „Es wird genug Häme und Spott geben, das müssen wir uns auch gefallen lassen.“ Aber er erkenne das Wahlergebnis an und – das ist wohl auch ein Hinweis an seine Anhängerschaft – das müsse für alle in der Partei gelten. „Ich habe immer gesagt, dass man Parteiinteressen über Einzelinteressen stellen muss.“ Doskozil gratuliert Andreas Babler zum Sieg und fügt hinzu: „Für mich ist das Kapitel Bundespolitik abgeschlossen.“
Zum Schluss flackert doch noch das Selbstbewusstsein hoch: Jetzt liege es an Babler, die Partei zu einen – und auch die anderen Seiten einzubinden. Doskozil meint das inhaltlich und personell. Immerhin hatten die Anhängerinnen und Anhänger von Andreas Babler und Noch-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner auch verlangt, eine gewichtige Rolle in der neuen Sozialdemokratie zu spielen. Doskozil selbst bleibt jedenfalls im Burgenland, als Landeshauptmann und Landesparteichef.