Letzte Generation

„Der Name Klima-Shakira war zutiefst sexistisch“

Anja Windl war das Gesicht der „Klima-Kleber“. Heute pendelt sie von einem Gerichtstermin zum nächsten, wird gepfändet und kämpft gegen die Abschiebung nach Deutschland. War es all das wert?

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Man muss sich den Briefzusteller von Anja Windl als schwer beschäftigten Menschen vorstellen. „Wenn ich zwei Tage nicht daheim in Klagenfurt bin, habe ich zehn neue gelbe Zettel im Postfach“, erzählt die 28-Jährige.

Es ist keine Fanpost von Klimaschützern, die ihr für ihren Mut danken, sich jahrelang unter Hupkonzerten auf die Straße geklebt zu haben. Es sind Schreiben von österreichischen und deutschen Gerichten, die sie auffordern, Verwaltungsstrafen zu zahlen oder eine Ersatzhaft anzutreten; Terminavisos für neue Verhandlungen; Pfändungsbriefe. Windl spricht von „ein paar Hundert Zetteln“, die sich gestapelt auf ihre Wohnung verteilen.

Anfang April flatterte dann auch ein Schreiben des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl ein, das den Kärntner Briefzusteller entlasten, aber Windls Leben endgültig auf den Kopf stellen könnte: „Gegen Sie wird für die Dauer von zwei Jahren ein Aufenthaltsverbot erlassen“, heißt es in dem Bescheid. Vier Wochen wird ihr darin Zeit gegeben, Einspruch zu erheben. Sonst wird sie wegen „schwerwiegender Gefahr für die öffentliche Sicherheit“ und einer „querulatorischen Neigung“, wie es im Bescheid heißt, abgeschoben.

Windls Leben nach dem Kleben, zwischen Gerichtsterminen und Pfändungen, steht für den Untergang einer Protestform – und den juristischen Kater vieler Aktivisten nach dem Kleberausch.

Clemens Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.