Die bekannte Neue: Doris Bures soll Barbara Prammer als Nationalratspräsidentin nachfolgen
Sie ist ein Kontrastprogramm. Die Vorgängerin: besonnen, ausgleichend, überparteilich. Die Nachfolgerin: impulsiv, kontrovers, bisher stets der Parteilinie verpflichtet. Doris Bures wird es als Nachfolgerin von Barbara Prammer nicht leicht haben. Die knapp 54-jährige Infrastrukturministerin, die Präsidentin des Nationalrates werden soll, wird glaubwürdig eine vom Kanzleramt distanzierte Linie entwickeln müssen, um zu reüssieren.
"Die Frau fürs Grobe"
Was Maria Fekter für die ÖVP war, war Doris Bures für die SPÖ: Wann immer die Partei sie in einer Funktion brauchte, war sie zur Stelle. 2000, als die SPÖ in die Opposition marschierte, wurde sie Bundesgeschäftsführerin - laut, angriffig, umstritten. Die "Frau fürs Grobe nannten selbst Parteifreunde sie, "machthungrig und "nicht teamfähig. Auch wenn deren Kritik im Kern zutraf - bei einem Mann hätten die Attribute wohl "durchsetzungsfähig und "karriereorientiert gelautet.
2006 avancierte Bures zur Frauenministerin und konnte sich dort inhaltliches Profil erarbeiten. In dieser Funktion geriet sie just mit Barbara Prammer aneinander. Bures wollte den Vorsitz der SPÖ-Frauen übernehmen, Prammer diesen nicht aufgeben. Das Verhältnis der beiden soll daraufhin merklich abgekühlt sein. 2008 musste Bures erneut als Parteigeneralin einrücken, ehe ihr ein halbes Jahr später die Agenden für Verkehr, Forschung und Innovation übertragen wurden.
Prammer als "großes Vorbild"
Bures steht für die SPÖ schon lange an vorderster Front. Das hat den Vorteil eines hohen Bekanntheitsgrades, doch zugleich den Nachteil, dass sich die Öffentlichkeit bereits eine Meinung gebildet hat. Im zuletzt veröffentlichten APA-Vertrauensindex (Saldo aus gute Meinung/schlechte Meinung) kam die Ministerin auf minus elf Punkte. Bures nannte Prammer nach deren Ableben ein "großes Vorbild, die sich ihren Respekt "hart erarbeiten hat müssen. Bures wird wohl noch ein Stückchen härter arbeiten müssen.
Ihr Wechsel an die Spitze des Parlaments bringt zwangsweise ein Personalkarussell in Schwung. Logischer Nachfolger von Bures im Verkehrsministerium wäre Josef Ostermayer gewesen, der zu Werner Faymanns Zeit als Verkehrsminister (2007 bis 2008) als dessen Büroleiter fungierte. Auf seinen wichtigsten Mann kann der Regierungschef freilich nicht verzichten. Überdies fühlt sich Ostermayer als Kanzleramtsminister für Kunst und Kultur pudelwohl. Dem von der "Kronen Zeitung Freitag vergangener Woche ins Spiel gebrachten Alois Stöger wird zwar nicht unbedingt die Durchsetzungskraft attestiert, die es in diesem Monsterministerium braucht. Ressortintern gilt aber der Generalsekretär des Hauses, Herbert Kasser, ohnehin als Mastermind, der durchaus imstande wäre, einen schwächeren Ressortchef durchs Amt zu tragen. Stögers kolportierte Nachfolgerin im Gesundheitsministerium, die Ärztin Sabine Oberhauser, hat den Ruf einer durchsetzungsfähigen Politikerin. Wechselt die ÖGB-Vizepräsidentin tatsächlich vom Parlament ins Ministeramt, wird der Einfluss der sozialdemokratischen Gewerkschafter in der roten Regierungsriege gestärkt - was im Vorfeld des SPÖ-Parteitages im Herbst nicht zu Faymanns Nachteil sein wird. Neben Oberhauser kommen auch Stöger, Sozialminister Rudolf Hundstorfer und Verteidigungsminister Gerald Klug aus dem ÖGB.