Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (beide Grüne) am 14. November 2021 im Rahmen eines Corona-Krisengipfels mit Regierung und per Video zugeschalteten Landeshauptleuten.
Titelgeschichte

Dilettanten und Saboteure: Was habt ihr angerichtet, Politiker und Impfgegner!

Niedrige Impfquoten, hohe Infektionszahlen: Die Politik hat der vierten Corona-Welle so lange beim Aufbau zugeschaut, bis nur noch der Lockdown für alle als Notbremse blieb, begleitet von der Wut der Bevölkerung. Chronik eines Staatsversagens. [E-Paper]

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Blass, sichtlich angespannt, gezeichnet von langen und kontroversen Verhandlungen verkündeten Bundeskanzler Alexander Schallenberg und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein am Freitagvormittag: Ganz Österreich wird wieder zugesperrt und geht ab Montag für 20 Tage in den kompletten Lockdown. Und erreicht damit einen unrühmlichen Rekord: Es ist das einzige EU-Land, das landesweit in einen vierten Lockdown muss.

Es ist ein Scheitern mit Anlauf – und eine Bankrotterklärung politischen Nichthandelns. Die Zahl der Neuinfektionen stieg seit Wochen immer rasanter, zeitweise befand sich Österreich an der Weltspitze der Neuinfektionen, am Freitag wurden 15.809 neue Fälle gemeldet, die österreichweite Sieben-Tage-Inzidenz (Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner) liegt damit bei 1033,6. Der Vergleich macht sicher, wie extrem die Situation hierzulande aus dem Ruder gelaufen ist: In Deutschland betrug dieser Wert der Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt 340,6, in Frankreich 141,2, in den Niederlanden 720,7.

Dementsprechend groß die Wut, die der Politik entgegenschwappte, stellvertretend zwei Zorn-Stimmen von vielen: „Für den Tourismus ist der neuerliche Lockdown, der vermeidbar gewesen wäre, eine Hiobsbotschaft“, zürnte Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner. Und Rainer Trefelik, Handelsobmann der Wirtschaftskammer, schäumte: „Der vierte Lockdown ist eine historische Katastrophe. Besonders schlimm ist, dass er vermeidbar gewesen wäre.“

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Eva   Linsinger

Eva Linsinger

Innenpolitik-Ressortleitung, stellvertretende Chefredakteurin

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.