Dominik Wlazny im Club 3: "Keinen Bock" auf Grüne
Der Bundespräsidentenwahlkampf ist zu Ende, und Dominik Wlazny hat wieder seine gewohnte schwarze Kluft an: Kapuzenpullover, Lederjacke, Jeans mit Löchern so groß, dass seine Knie durchpassen. Der schwarze Anzug, den er in den TV-Diskussionen trug, ist in der Reinigung. So schnell wird er ihn für Wahlkampfzwecke wohl nicht mehr benötigen. Die von ihm gegründete Bierpartei wird 2023 bei den Landtagswahlen in Niederösterreich, Kärnten und Salzburg nicht antreten, wie Wlazny im Club-3-Interview mit „Kronen Zeitung“, „Kurier“ und profil bestätigt.
Auch über ein Antreten bei der nächsten Nationalratswahl muss erst in Ruhe nachgedacht werden. Von anderen Parteien lässt Wlazny sich jedenfalls nicht kidnappen, schon gar nicht von den Grünen. Diesen ist er besonders gram. Bei seinem Wahlkampf-Finale verteilten junge Grüne Bierdeckel, auf denen geschrieben stand: „Wer mit Marco Pogo saufen geht, wacht mit Rosenkranz auf.“ Und grüne Funktionäre hätten ihn mit Jörg Haider verglichen und – pardon – „ein „Arschloch“ geheißen. Das sei „echt tief“ gewesen, daher habe er auch „keinen Bock“, mit den Grünen in Gespräche zu treten.
Dirty Campaigning ist Wlazny nicht gewohnt, denn er ist kein Berufspolitiker und will auch keiner sein, worauf er nachhaltig hinweist. Zum Establishment gehört er dennoch, zumindest in Wien-Simmering, wo er für die Bierpartei seit 2020 im Bezirksparlament sitzt. Was als Spaßprojekt begann, ist ernsthafte Grätzelarbeit geworden. Es sei „eine sehr unmittelbare Art der Politik, profaner, örtlich bezogener“, sagt Wlazny. Und sie wird belohnt. In Simmering erreichte er bei der Bundespräsidentenwahl 14 Prozent. Im gesamten Wien kam er auf 10,7 Prozent, österreichweit auf 8,3 Prozent. Seinen Erfolg bei jungen Wählern erklärt Wlazny mit dem Versagen der anderen Parteien, von denen sich die Jungen „nicht abgeholt fühlen“. Rein zum Spaß hätten ihn 20 Prozent der unter 30-Jährigen nicht gewählt.
Bezirkspolitik ist im Gegensatz zur Berufspolitik eine brotlose Kunst. Wlazny erhält dafür einen Bezug in Höhe von 460 Euro. Doch ein Bundespräsidentenwahlkampf ist teuer, auch wenn er sparsam geführt wird. Pleite ist Wlazny, wie er im Club 3 sagte, jetzt keineswegs. Wie viel sein Wahlkampf kostete, weiß er allerdings nicht – oder will es nicht mitteilen. Spenden gab es, aber nur Kleinbeträge von Privatpersonen.
Bevor er sich überhaupt wieder der Politik widmen kann, muss Wlazny also Geld verdienen, was bei ihm bedeutet: als Marco Pogo mit seiner Punkrock-Band Turbobier Musik machen.
Spricht man mit Wlazny über Künstler in der Politik, fällt rasch der Name von Jón Gnarr, der von 2010 bis 2014 Bürgermeister der isländischen Hauptstadt Reykjavík war. Gnarr ist Komiker, Schriftsteller und war Bassist der Punkrock-Band Nefrennsli („Laufende Nasen“). Auch in Österreich gab es einen Punkrocker (und Schauspieler), der eine politische Karriere hinlegte: Franz Morak, Jahrgang 1946, ab 1994 ÖVP-Nationalratsabgeordneter und von 2000 bis 2007 Staatssekretär für Kunst und Medien. Den Namen, sagt Wlazny, Jahrgang 1986, habe er noch nie gehört.
Auf die allgemeine Erkundigung nach seiner Zukunft antwortet Wlazny im Club 3 mit dem berühmten Forrest-Gump-Zitat: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man kriegt.“ Er könne sich sogar vorstellen, wieder als Arzt zu arbeiten. Eine Frage, die im Wahlkampf ungeklärt blieb, wurde im Club 3 endgültig beantwortet: Wlazny wird korrekt „Flasni“ ausgesprochen.