„Don‘t Look Up“ auf Netflix: Der ganz reale Weltuntergang
Stellen Sie sich vor, nächste Woche schlägt ein Komet ein, aber es ist allen so richtig egal. Quasi Weltuntergang, und niemand geht hin. Das ist der Plot des aktuellen Netflix-Hits „Don’t Look Up“ (Regie: Adam McKay). Der Astronomie-Professor Randall Mindy und die Doktorats-Studentin Kate Dibiasky entdecken einen auf die Erde zusteuernden Himmelskörper, groß genug, um alles Leben auf dem Planeten auszulöschen. Das ist eine recht potente und vor allem dringliche Information – die schnell ihren Weg über die NASA ins Weiße Haus findet. Dort sitzt jedoch ein Hindernis: Der US-Präsidentin, grandios überspitzt gespielt von Meryl Streep, ist dieses Endzeit-Szenario nämlich ziemlich egal.
Die Reaktionen auf den bevorstehenden Weltuntergang lassen sich zwei politischen Lagern zuordnen. Das der WissenschafterInnen geht mit dem Wahlspruch „Just Look Up“ ins Feld, das des Weißen Hauses perpetuiert titelgebend „Don‘t Look Up“.
Ähnlich divergierend sind die Reaktionen auf den Film: Während eine Hälfte die Realsatire in höchsten Tönen lobt, ist sie für andere überwertet wie überladen. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte – der Film rastet sich zwar durchaus auf der hochkarätigen Besetzung (Jennifer Lawrence, Leonardo DiCaprio, Ariana Grande, Timothée Chalamet, Jonah Hill, Cate Blanchett…) aus, trifft jedoch in seiner Absurdität genau das Zeitgefühl.
Denn die Causa ist, wenig subtil, als Chiffre für die Klimakrise zu verstehen. Warnende Wissenschaft gegen profitinteressierte Politik und Wirtschaft – man muss gar nicht viel von der von McKay hochstilisierten Groteske subtrahieren, um der Realität aufrüttelnd nahe zu kommen.
In „Don’t Look Up“ kommen im Übrigen auch die Medien nicht besonders gut weg: Sie ignorieren und spielen herunter. Das zumindest können wir uns nicht vorwerfen lassen, schreibt doch Chefredakteur und Herausgeber Christian Rainer im aktuellen Leitartikel: „Die Erderwärmung schreitet noch immer ungebremst voran. Die daraus resultierende Klimakatastrophe steht in keiner irgendwie sinnvoll beschreibbaren Relation zu Covid-19. Die Auswirkungen werden jene aktuell 7,9 Milliarden Weltbevölkerung und 8,9 Millionen Österreicherinnen und Österreicher bedrängen, dezimieren, strangulieren.“
Wir dürfen die Klimakrise nicht bis zum sprichwörtlichen Kometeneinschlag ignorieren. Das sollte unser aller Neujahrsvorsatz sein.
Lena Leibetseder
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