Doskozil will als Landeshauptmann gehen, wenn er Spitzenkandidat wird
Der Machtkampf in der SPÖ steuert auf seinen Höhepunkt zu. Nach Jahren des öffentlich geführten Konflikts hoffen viele in der Partei auf eine endgültige Klärung. Die Führungsfrage der größten Oppositionspartei soll durch ein Mitgliedervotum geklärt werden. Das Match lautet: Burgenlands SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil gegen Parteichefin Pamela Rendi-Wagner.
Der Ausgang des Basisvotums ist zwar völlig offen, auch weil noch nicht klar ist, ob sich weitere Kandidaten aus der Deckung wagen – trotzdem werden in der SPÖ bereits alle möglichen Varianten durchgespielt.
Eine der meistdiskutierten Fragen lautet: Was passiert, wenn Doskozil als Sieger aus dem Duell hervorgeht? Würde er die SPÖ als amtierender Landeshauptmann in eine Nationalratswahl führen, so wie das Jörg Haider im Jahr 2008 als BZÖ-Spitzenkandidat tat?
Im Parteivorstand, der gestern Abend in den roten Klubbüros im Parlament zusammentraf, deutete Doskozil an, dass er andere Pläne hat: Für ihn stehe viel auf dem Spiel, erklärte er, aber die Partei sei ihm das wert. Er könne als SPÖ-Spitzenkandidat schwer Landeshauptmann bleiben.
Mehrere Sitzungsteilnehmer bestätigten profil diese Ansage von Doskozil. Die Interpretation von einem Zuhörer: „Ich gehe davon aus, dass er ab dem Zeitpunkt ausgeschriebener Nationalratswahlen den Landeshauptmann zurücklegt.“
Eine Sprecherin bestätigte das gegenüber profil: „Es müssten dann sicher noch einige Projekte im Burgenland abgeschlossen werden und einige organisatorische Dinge geklärt werden.“ Aber spätestens im Wahlkampf würde Doskozil sein Amt zurücklegen. Über eine Nachfolge – für den Fall, dass sich Doskozil durchsetzt – will man im Burgenland allerdings noch nicht sprechen.
Die Bühne im Parlament würde Doskozil bis zur Wahl aber jedenfalls fehlen: Im Klub gibt derzeit Parteichefin Rendi-Wagner den Ton an, gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Jörg Leichtfried.
Bei den Gremiensitzungen am Donnerstag wurde eineinhalb Stunden lang heftig darüber diskutiert, wie Rendi-Wagner und Doskozil in den vergangenen Monaten miteinander umgegangen sind. Doskozil schlug dabei einiges an Unmut entgegen, vor allem aus der Wiener Landespartei und von Gewerkschaftern wie Willi Mernyi.
Zur Überraschung vieler Sitzungsteilnehmer schloss Doskozil im SPÖ-Vorstand eine Zusammenarbeit mit der FPÖ unter Herbert Kickl dezidiert aus. Und er wiederholte seine bereits bekannte Koalitionspräferenz: eine österreichische Ampel aus SPÖ, Grünen und Neos.
Wer Teil seines „Teams“ sein werde, das Doskozil gestern immer wieder ankündigte, ließ er im Parteivorstand offen. Es dürfte offenbar noch nicht fix feststehen. Rendi-Wagner möchte kein eigenes Team.