EU-Wahlkampf: ÖVP gab am meisten aus, FPÖ setzte auf Plakate
Wahlkämpfe sind nicht nur Wettbewerbe der besten Ideen, sondern richtiggehende Materialschlachten. Plakate, Flyer und Personal verschlingen Millionen.
Um welche Summen es geht, offenbaren die Wahlkampfkosten-Berichte, die von den Parteien heuer erstmals an den Rechnungshof geschickt werden mussten – sie hatten dafür seit der EU-Wahl Anfang Juni sechs Monate Zeit. Mitte dieser Woche trudelten die letzten beiden Berichte von ÖVP und FPÖ beim Rechnungshof ein, profil hat die Exceltabellen ausgewertet.
ÖVP führt Ausgaben-Ranking deutlich an
Die Zahlen beruhen auf Eigenangaben der Parteien, sie wurden zwar von Rechnungsprüfern bestätigt – aber vom Rechnungshof noch nicht geprüft.
Ein Blick auf die Budgets der Parteien zeigt, dass die ÖVP mit Abstand am meisten Geld ausgegeben hat. Insgesamt flossen knapp 6,3 Millionen Euro in den Wahlkampf der Türkisen. Deutlich abgeschlagen auf Platz zwei des Kostenrankings landete die FPÖ mit rund 3,7 Millionen Euro, gefolgt von der SPÖ mit 3,2 Millionen. Die Grünen gaben knapp 2,7 Millionen Euro aus und reihten sich damit vor den Neos mit 2,2 Millionen Euro ein.
Plakatpartei FPÖ mit Do-it-yourself-Strategie
Doch in einer besonders sichtbaren Kategorie ließen die Blauen alle anderen Parteien hinter sich: Bei den Plakaten. Unter dem Posten „Außenwerbung“ investierten die Freiheitlichen 1,54 Millionen Euro. Die ÖVP, die insgesamt zwar das höchste Budget hatte, kam in diesem Bereich „nur“ auf 1,46 Millionen Euro, gefolgt von den Grünen mit 990.000 Euro und der SPÖ mit rund 670.000 Euro.
Wie konnte sich die FPÖ diese Summen für die Plakat-Kampagne leisten, obwohl sie insgesamt weniger Geld ausgegeben hat als die ÖVP? Die Antwort: Während andere Parteien – allen voran die ÖVP – hohe Beträge für externe Agenturen, Medienberatung und PR ausgaben, hielten sich die Freiheitlichen hier auffallend zurück. Für diese Kategorie meldete die FPÖ vergleichsweise läppische 72.000 Euro. Zum Vergleich: Die ÖVP gab dafür über eine Million Euro aus, die SPÖ über 600.000 Euro und die Grünen knapp 400.000 Euro.
Die FPÖ scheint, zumindest laut Eigenangaben, einen „Do-it-yourself"-Wahlkampf geschnitzt zu haben: Statt Agenturen zu beauftragen, war das Ziel offenbar, möglichst viele Sichtkontakte bei Wählerinnen und Wählern zu erhaschen. Der Effekt von Wahlplakaten auf das Wahlverhalten ist freilich schwer messbar.
Grüne und Neos setzten stark auf Online-Werbung
Während ÖVP, SPÖ und FPÖ mehr Geld für Printwerbung in Zeitungen und Zeitschriften als für Online-Kampagnen ausgaben, war es bei Grünen und Neos umgekehrt. Die Pinken liegen in der Kategorie der Online-Werbung mit rund 380.000 Euro nur knapp hinter der Spitzenreiterin ÖVP (400.000 Euro).
Für die Wahlwerbeberichte zur jüngsten Nationalratswahl im September haben die Parteien bis Ende März 2025 Zeit.