Wenn Grenzzäune zu Festungen werden
Mit den aktuellen Themen Integration, Menschenrechte und Klimawandel beschäftigten sich die „Europäischen Toleranzgespräche 2016“ in Fresach (Kärnten). US-Bürgerrechtler Stephen Bradberry warnte vor dem Aufbau neuer Grenzen, die dann in der Folge zu Festungen würden. Übertriebene freie Marktwirtschaft und deren Folgen seien letztlich auch für aktuelle Migrationsbewegungen in Richtung Europa mitverantwortlich, so Bradberry. Er kritisierte die Art, wie Bundesstellen den Wiederaufbau der Stadt New Orleans nach dem Hurricane „Katrina“ organisierten. Die vornehmlich schwarzen Bürger seien in andere Bundesstaaten evakuiert worden, um sie anschließend an der Rückkehr zu hindern. In New Orleans seien neue Dienstleistungs-Sektoren – etwa im IT-Bereich-, in denen die früheren Bewohner kaum vertreten waren, aufgebaut worden.
Die Parole heißt Inklusion
Mehrere Autoren, Zuwanderer aus dem Iran, der Türkei, Nigeria und Indien – Nahid Bagheri-Goldschmidt, Seher Cakir, Sarita Jenamani und Chibo Onyeji, schilderten ihre Erfahrungen in Österreich. Viele Österreicher verbänden mit Zuwanderern automatisch schlecht gebildete Personen. Auch mit der Polizei gebe es oft rassistisch motivierte Probleme. Der Migrations-Experte Bernhard Perchinig vom in Wien ansässigen „International Centre for Migration Policy Development“ warnte davor, Asylwerber ohne zusätzliche Ausbildungsmaßnahmen in schlecht bezahlte Jobs abzuschieben. „Denn dort bleiben die Flüchtlinge zumeist für ihr weiteres Arbeitsleben.“ Rasche Aus- und Weiterbildung wäre unabdingbar. Auch der frühere EU-Abgeordnete Hannes Sowoboda warnte davor, Migranten in den Niedriglohnsektor zu drängen, weil es dann zu einem Konkurrenzkampf mit heimischen Arbeitnehmerinnen komme. Die Sozialanthropologin Christa Markom warnte vor dem Zwang zu Integration. Die Parole heiße Inklusion.
Infos: www.fresach.org