Fall Strache: profil veröffentlicht Interview-Mitschnitt mit dem Ex-Leibwächter
Er stand nach eigener Darstellung rund 13 Jahre an Heinz-Christian Straches Seite – als Sicherheitsmann, Leibwächter und Fahrer, bis zum Zerfall der türkisblauen Regierung arbeitete er zudem als Sicherheitsreferent im Bundesministerium Öffentlicher Dienst und Sport.
Jetzt steht der Polizist – profil nennt dessen Identität aus medienrechtlichen Erwägungen nicht – mit im Zentrum einer Affäre, die auch seinen früheren Schützling Strache involviert. Am 23. September wurde der Sicherheitsmann im Zuge einer Hausdurchsuchung vorübergehend festgenommen und nach umfangreichen ersten Einvernahmen wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Verdachtslage sorgte zunächst für mediale Spekulation – so war unter anderem von vermuteter Erpressung die Rede gewesen. Die Staatsanwaltschaft Wien hat nun präzisiert: Das Ermittlungsverfahren ist ein Derivat der laufenden „Ibiza"-Ermittlungen und setzt auf dem Verdacht der Untreue auf. Strache, sein ehemaliger Leibwächter und seine ehemalige Büroleiterin werden verdächtigt, Privatausgaben von Heinz-Christian im Wege von Scheinrechnungen der Partei umgehängt zu haben.
Die Aussendung der StA Wien vom 26. September im Wortlaut: „In der Strafsache „FPÖ-Spesenabrechnungen“ wurden am gestrigen Tag erste umfangreiche Vernehmungen des – kurzzeitig festgenommenen – ehemaligen Leibwächters sowie der früheren Büroleiterin Heinz Christian Straches durchgeführt. Diesem seit dem 18. September 2019 von der Staatsanwaltschaft Wien geführten, aus Beweisergebnissen der „Causa Ibiza“ entspringenden Verfahren liegt der Verdacht zugrunde, die oben genannten Personen hätten seit mehreren Jahren Privatausgaben von Heinz Christian Strache im Wege von Scheinbelegen der Freiheitlichen Partei verrechnet, und diese dadurch in einem € 5.000,-- übersteigenden Betrag am Vermögen geschädigt. Die Genannten sind daher verdächtig, das Vergehen der Untreue nach § 153 Absatz 3 StGB begangen zu haben; der Strafrahmen liegt bei bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe. Es gilt die Unschuldsvermutung."
Weiters heißt es: „Im Zuge bereits durchgeführter Ermittlungsmaßnahmen wurde bereits eine Vielzahl an Unterlagen, insbesondere Rechnungsbelege, sichergestellt, die – neben anderer noch erforderlicher Ermittlungsschritte und Vernehmungen – im Verlauf des Verfahrens auszuwerten sein werden. Weitere Auskünfte in diesem erst im Anfangsstadium befindlichen und von der Staatsanwaltschaft Wien als „Verschluss-Sache“ geführten Verfahren dürfen gegenwärtig nicht erteilt werden."
Bewiesen ist all das vorerst nicht, die Wiener FPÖ lässt nach eigener Darstellung derzeit Straches Abrechnungen prüfen. Strache hat die Vorwürfe über seinen Anwalt bereits rundheraus in Abrede stellen lassen.
Der ehemalige Leibwächter war bis zuletzt Polizist im Rang eines Revierinspektors, zugeteilt dem Stadtpolizeikommando Wien-Innere Stadt. Nach Recherchen der "Salzburger Nachrichten" wurde er mittlerweile dienstfrei gestellt. Daneben war er auch FPÖ-Bezirksrat in Wien, die Partei hat ihn am Tag nach seiner Festnahme ausgeschlossen.
profil enthüllte das bereits am 24. Mai dieses Jahres online, also nur sieben Tage nachdem das „Ibiza"-Video von „Süddeutscher Zeitung“ und „Spiegel“ veröffentlicht worden war. „Ich habe M. in mehreren Fällen als Anwalt beschäftigt“, erklärte der frühere Strache-Mitarbeiter in einem Telefoninterview mit profil. Seiner Darstellung nach hatte M. 2011 erstmals ein Mandat in einem privaten Rechtsfall übernommen und war auch in den Jahren danach immer wieder für ihn tätig gewesen, etwa in einem Verwaltungsstrafverfahren und rund um ein (geplatztes) Immobiliengeschäft. „Daran ist nichts Verwerfliches“, sagte er damals – und legte Wert auf die Feststellung, von der „Ibiza“-Operation und dem Video zu keinem Zeitpunkt gewusst zu haben. Und er bestritt auch, sich mit Heinz-Christian Strache überworfen zu haben.
Aus gegebenem Anlass veröffentlicht profil nun einen Mitschnitt des insgesamt 15-minütigen Telefonats, geführt am 24. Mai dieses Jahres.
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