Fellner, Vilimsky und Svazek feierten gemeinsam Trump
Von Max Miller
Schriftgröße
„Unparteiisch, unabhängig und wirklich kritisch“: So stellt der Fernsehsender oe24 den eigenen Herausgeber Wolfgang Fellner vor. Auch als der 69-Jährige vergangene Woche den FPÖ-Spitzenkandidaten für die Europawahl
Harald Vilimsky interviewt: „Wie kann man Karl Nehammer toppen?“, fragt Fellner nach dem Kanzler-Interview in die Kamera und dröhnt: „Mit Harald Vilimsky! Er ist der Umfragenkaiser bei dieser Wahl.“ Vilimsky bleibt nur noch der Dank „für diese Blumen, die Sie mir da rhetorisch überreichen“.
Im einstündigen Gespräch geht es auch um Außenpolitik: „Sie sind Trump-Fan, Sie sind immer wieder auf Trump-Veranstaltungen“, sagt Fellner zu Vilimsky. Der FPÖ-EU-Abgeordnete lobt wiederum den Moderator als „US-Kenner“. Was die beiden auf Sendung nicht sagen: Fellner und Vilimsky kennen sich auch persönlich von einer „Trump-Veranstaltung“.
Rechtes Fest
Wenn die jungen Republikaner feiern, versammeln sich das konservative Amerika und Europas Rechte. So geschehen am 9. Dezember letzten Jahres bei der 111. Gala des „New York Young Republican Club“ (NYYRC). Der frühere Bürgermeister von New York, Rudy Giuliani, Ex-Trump-Berater Steve Bannon und die Q-Anon-Anhängerin und Abgeordnete des Repräsentantenhauses Marjorie Taylor Greene genossen in Smoking oder Ballkleid die „Signature Bellinis“ des Nobel-Restaurants Cipriani Wall Street.
Donald Trump
Der ehemalige US-Präsident war der Stargast bei der Gala der "New York Young Republicans" am 9. Dezember. Seine Fans stellten ihn auch an diesem Abend fälschlicherweise als aktiven Präsidenten der USA vor - und machten ihn rhetorisch zudem gleich zum Sieger der kommenden Wahl am 5. November.
Hauptakt war eine Rede des früheren US-Präsidenten Donald Trump, den die jungen Republikaner als „45., 46. und 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten“ vorstellten. Das ist zwar falsch, trübte die Stimmung aber nicht. Immerhin bringt Trump seine besten Sager: Seine Kandidatur sei „ein rechtschaffener Kreuzzug“, bei Erfolg werde er „Diktator für einen Tag“. Tobender Applaus.
Mittendrin als Ehrengast: der blaue EU-Abgeordnete und Spitzenkandidat zur Europawahl Harald Vilimsksy. An seinem Tisch saßen unter anderem: Salzburgs FPÖ-Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek, FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp, FPÖ-Wien-Klubchef Maximilian Krauss, FPÖ-Berater Gerald Grosz mit Begleitung, einige FPÖ-Mitarbeiter – und der oe24-Herausgeber Wolfgang Fellner mit Gattin Tamara. Dabei erklärte ein Einspieler von Ex-US-Präsident Richard Nixon auf der Gala: „Vergesst niemals: Die Presse ist der Feind.“
Medienvertreterinnen und -vertreter wurden im Cipriani zunächst angewiesen, auf ihren Plätzen in einem Eck der Halle sitzen zu bleiben und sich den Gästen der Veranstaltung nicht zu nähern, wie „Vanity Fair“ berichtete. Wer auf die Toilette musste, wurde demnach von einem Security-Mitarbeiter begleitet. Erst im Lauf des Abends dürften sich die Einschränkungen für die anwesenden Journalistinnen und Journalisten gelockert haben.
Für Wolfgang Fellner galten diese Regeln nicht. Er lauschte der Gala als Gast, nicht als Journalist.
Fellners Mediengruppe „Österreich“ ist seit vergangener Woche mit der FPÖ zumindest juristisch verbunden: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) vermutet, dass Fellner für Inserate aus FPÖ-geführten Ministerien Einfluss auf die Berichterstattung in seinen Medien genommen haben könnte. Sie ermittelt gegen Fellner wegen Bestechlichkeit, gegen Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wegen Bestechung und gegen den früheren Innenminister und heutigen FPÖ-Chef Herbert Kickl sowie die blauen Ex-Minister Norbert Hofer (Verkehr), Mario Kunasek (Verteidigung) und Beate Hartinger-Klein (Soziales) wegen Untreue. Alle Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung.
Teure Tischnachbarn
In New York will Fellner im Dezember nur zufällig mit den Freiheitlichen am Tisch gesessen zu sein: Er sei damals für einen „Artificial Intelligence Workshop“ für die Mediengruppe „Österreich“ in New York gewesen, erklärt der Medienmacher auf Anfrage. Vom Trump-Event habe Fellner von Gerald Grosz erfahren, der mit seinem Lebensgefährten am Tisch saß. Die Karten habe er, Fellner, privat bezahlt. Dass FPÖ-Vertreter am Event teilnehmen würden, habe er nicht gewusst: „Ich hatte auch vor und nach der Gala keinen Kontakt zu Vilimsky oder den anderen FPÖ-Teilnehmern.“ Er sei dort gewesen, um der Rede von Donald Trump zuzuhören, und „direkt danach sofort gegangen“.
Warum saß der Medienmacher dafür mit den Freiheitlichen am Tisch? „Die Veranstalter haben alle Besucher einer Nation/Sprache an einen Tisch gesetzt (auch Ungarn, Deutsche etc.), ich kam also rein zufällig an den Tisch“, erklärt Fellner. Auch Vilimsky bestätigt dies auf Anfrage. Obwohl er VIP-Gast war, habe er sonst niemanden zur Veranstaltung eingeladen. Anders als Fellner lässt der FPÖ-Europaabgeordnete die Frage unbeantwortet, wer seine Kosten für die Gala getragen hat. Die günstigsten Tickets begannen laut Website bei 699 Dollar. VIP-Tickets kosteten über 1000 Dollar.
Deutsche Probleme
Die teuren Tickets sorgten bei der deutschen Schwesternpartei der FPÖ, der AfD, für Ungemach: Das amerikanische FBI befragte den AfD-Spitzenkandidat zur Europawahl, Maximilian Krah, in New York zu einer vierstelligen Menge Bargeld befragt, die der Europaabgeordnete in die USA mitgebracht hatte. Das FBI vermutete, Krah hätte das Geld von einem prorussischen Aktivisten erhalten, wie „ARD“, „ZDF“ und „Süddeutsche Zeitung“ zuerst berichteten. Der AfD-Abgeordnete gab hingegen an, mit dem Geld seinen Sitzplatz bei der Trump-Gala erworben zu haben.
Seinen Tisch teilte Krah dann mit bekannten Rechtsextremen, wie „Zeit Online“ berichtete. Darunter waren etwa ehemaligen Aktivisten der rechtsextremen „Identitären Bewegung“, deren Symbole in Österreich verboten sind. Die Gala erregte in Deutschland auch Aufregung, weil der Influencer Jeremy Fragrance mit rechten Politikern wie Krah oder Svazek posierte.
Im EU-Wahlkampf muss sich Krah allerdings aufgrund seiner Nähe zu China verteidigen: Ein langjähriger Mitarbeiter Krahs steht unter dem Verdacht, für China spioniert zu haben. Am Dienstag wurde daher das Büro des AfD-Politikers in Brüssel durchsucht. In den Ermittlungen gegen seinen Mitarbeiter wird der Europaabgeordnete derzeit als Zeuge geführt.
Im Interview mit Fellner auf oe24 vergangene Woche sieht Vilimsky darin vor allem einen „Skandal des deutschen Verfassungsschutzes“: Man habe der AfD „ein Kuckucksei in Nest hinein[gelegt] mit dem Ziel, sie vor der Wahl zu diskreditieren“. Dabei stünde lediglich „ein kleiner Mitarbeiter einer Oppositionsfraktion kurz vor der Wahl im Verdacht, irgendwas für die Chinesen ausspioniert zu haben“. Zudem sei doch im Europäischen Parlament ohnehin alles öffentlich, sieht der blaue Europaabgeordnete gar keine Grundlage für Spionage.
Zum Abschluss seines Interviews mit „Umfragenkaiser“ Vilimsky fragt Fellner: „Schaffen Sie am 9. Juni mehr als 30 Prozent?“
Vilimsky scherzt: „Wenn Sie mir helfen…“
Fellner: „Das werde ich mir ersparen.“
Max Miller
ist seit Mai 2023 Innenpolitik-Redakteur bei profil. Schaut aufs große Ganze, kritzelt gerne und chattet für den Newsletter Ballhausplatz. War zuvor bei der „Kleinen Zeitung“.