Ferienbetreuung für Flüchtlingskinder: Offener Brief an Bürgermeister
"Die Plätze müssen für die Kinder der eigenen Bevölkerung reserviert bleiben. Außerdem rufen Gruppen von Asylwerbern insbesondere bei Frauen und Jugendlichen ein entsprechendes Unwohlsein hervor", sagte FPÖ-Vizebürgermeister Gottfried Waldhäusl gegenüber dem Standard. ÖVP-Bürgermeister Robert Altschach begründet das Ausschließen von Flüchtlingskinder mit einem zu geringen Budget. Künstler und andere Personen des öffentlichen Lebens haben nun angekündigt, in Zusammenarbeit mit der Volkshilfe, den nötigen Betrag über ein Spendenkonto zur Verfügung zu stellen.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Altschach, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister Waldhäusl, sehr geehrte Stadträte, sehr geehrte Gemeinderäte,
wir, die Unterzeichnenden, beziehen uns auf Artikel in der Tageszeitung “der Standard” vom 3. Juni 2016 sowie in den Bezirksblättern. Darin wird berichtet, dass in Ihrer Gemeinde Waidhofen an der Thaya 20 Kinder von Asylwerbern von einer gemeinsamen Ferienbetreuung mit einheimischen Kindern ausgeschlossen werden. Bürgermeister Robert Altschach wird mit dem Argument zitiert, das Budget sei bereits ausgeschöpft, die Teilnahme der Flüchtlingskinder also offenbar aus den Mitteln der Gemeinde nicht leistbar.
Wir möchten diese Situation gemeinsam mit Ihnen lösen, da wir es nicht nur sehr schade sondern sogar problematisch fänden, wenn ausgerechnet Flüchtlingskindern dieses Erlebnis verwehrt wird. Diese Kinder sollen Deutsch lernen und sich in unseren Kulturkreis integrieren (beides übrigens traditionelle Forderungen sowohl von ÖVP als auch FPÖ), was bei einer gemeinsamen Ferienbetreuung definitiv stark gefördert würde.
Jeder von uns war bereits in Gemeinden, in denen Flüchtlinge aufgenommen wurden. Wir alle haben die Erfahrung gemacht, dass es dort die geringsten Probleme gibt, wo persönliche Begegnungen ermöglicht werden. Gibt es dieses Miteinander nicht, bilden sich Vorurteile, steigt die Angst. Wozu Angst und Vorurteile führen können, wurde uns vergangene Woche äußerst drastisch beim Brand des Asylheims im oberösterreichischen Altenfelden vor Augen geführt.
Altenfelden wird medial noch lange ein Synonym für Hass und Fremdenfeindlichkeit bleiben. Für Waidhofen an der Thaya bietet sich hingegen gerade die Chance, ein positives Beispiel abzugeben und ein Vorbild zu sein. Wir bitten Sie, mitzuhelfen, das von Vizebürgermeister Waldhäusl erwähnte “Unwohlsein” gegenüber Asylwerbern abzubauen.
Wir sind gerne bereit, in Zusammenarbeit mit der Volkshilfe, die zu diesem Zweck bereits ein Spendenkonto eingerichtet hat, dafür zu sorgen, dass der fehlende Betrag zusammen kommt. Selbstverständlich auch durch persönliche Spenden.
Die Bankverbindung: Empfänger: Verein Volkshilfe N.Ö. IBAN: AT 152027200000625806 Sparkasse Bank AG Zweck : Patenschaft Betreuung Volksschul-Asylwerberkinder WAV
Wir würden Sie bitten, uns die benötigte Summe zu nennen und Ihre Bereitschaft zu signalisieren, den Flüchtlingskindern ihr Ferienerlebnis zu ermöglichen.
Mit freundlichen Grüßen,
THOMAS DRASCHAN, Bildender Künstler ANNA MÜLLER-FUNK, Researcher Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte PETER HÖRMANSEDER, Kabarettist (Maschek) LIVIA KLINGL, Journalistin LEO LUKAS, Kabarettist JANINA LEBISZCZAK, Journalistin MARIKA LICHTER, Sängerin NADJA MALEH, Kabarettistin ROMAN MÄHLICH, Fußballtrainer ROBERT MENASSE, Schriftsteller FADI MERZA, ehem. mehrfacher Kickboxweltmeister CORINNA MILBORN, Journalistin ANGELIKA NIEDETZKY, Kabarettistin KLAUS OPPITZ, Schriftsteller ROBERT PALFRADER, Schauspieler SUMAYA SAGHYABOUHARB, Visagistin DAVID SCHALKO, Regisseur GREGOR SEBERG, Schauspieler THOMAS SEIFERT, Journalist LISA WEGENSTEIN, Veranstalterin This Human World (International Human Rights Festival) JOHANNES WEGENSTEIN, Veranstalter This Human World (International Human Rights Festival)