Pressefreiheit

Blaufunk gegen freie Presse

Die FPÖ baut ihre rechte PR-Medienlandschaft aus und erhöht den Druck auf kritischen Journalismus. Jeder achte Wahlberechtigte nutzt „FPÖ TV“ mindestens ein Mal pro Woche.

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Dienstag, 14. Jänner, 19.14 Uhr: Wiens FPÖ-Chef und nicht-amtsführender Stadtrat Dominik Nepp ärgert sich über einen kritischen Artikel im „Standard“: Die FPÖ-Abgeordneten Harald Stefan und Markus Tschank nannten bei einem Stammtisch am 8. Jänner die Volkspartei „jämmerlich“ und Flüchtlinge „Gesindel“ – und werden dabei von Journalisten des französischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks, gefilmt. 

Nepps Reaktion? Er teilt den Artikel auf „X“, vormals Twitter, und schreibt dazu: „5 gute Jahre, wenn es mit diesem ,Scheißblatt' vorbei ist. #presseförderungnurnochfürechtequalitätsmedien“.

Vor dem Sprung in die Regierung nimmt die FPÖ kritische Medien ins Visier – und will sie offenbar durch fügige Parteimedien ersetzen: Unter Parteichef Herbert Kickl bauten die Freiheitlichen ihre extrem rechte PR-Medienlandschaft aus. Wird Kickl Kanzler, bekommen diese parteinahen Plattformen öffentliche Fördergelder und kritische Medien die Rute ins Fenster gestellt.

In ihrem Wahlprogramm hatte die FPÖ festgehalten: „Medien müssen vom Staat gleich behandelt werden.“ Gemeint ist: Auch FPÖ-nahe, rechte und rechtsextreme Kanäle sollen vom Staat gefördert werden. Professionell-kritischer Journalismus hingegen weniger. „Ich hätte überhaupt kein Problem damit, alle Medien in Österreich der Privatautonomie zu überlassen und zu schauen, ob sie mit ihrem Programm ein Geschäft machen“, sagte FPÖ-Generalsekretär und Mediensprecher Christian Hafenecker vergangene Woche am Rande einer Pressekonferenz. 

Es sei wichtig, den Medienstandort in Österreich zu erhalten, aber: „Wenn seitens der Medien immer die Kritik kommt, dass sich die Politik mit Inseraten dort und da einkauft, werden sie am eigenen Leib spüren müssen, wie es so ist, wenn es keine Inserate mehr gibt. Und das wird den ,Standard' wahrscheinlich auch treffen.“ Hafenecker hatte den Medientermin angesetzt, um das neue, ausgebaute Studio von FPÖ-TV zu präsentieren.

Rechte Reichweite

Iris Bonavida

Iris Bonavida

ist seit September 2022 als Innenpolitik-Redakteurin bei profil. Davor war sie bei der Tageszeitung "Die Presse" tätig.

Max Miller

Max Miller

ist seit Mai 2023 Innenpolitik-Redakteur bei profil. Schaut aufs große Ganze, kritzelt gerne und chattet für den Newsletter Ballhausplatz. War zuvor bei der „Kleinen Zeitung“.