Das Frauenbild des Islam
Differenzierung ist Zivilisation“, mahnt der deutsche Blogger und Kolumnist Sascha Lobo und redet uns damit ins Gewissen. Aber was hat die Silvesternacht von Köln wirklich mit uns gemacht? Hat sie unseren Blick auf Zuwanderer und Flüchtlinge aus dem islamischen Kulturkreis nicht doch ziemlich verdüstert?
Was denken zum Beispiel jene vier Burschen, die bei McDonald’s am Wiener Schwedenplatz an einem Tisch sitzen und sich angeregt auf Arabisch unterhalten? Von ihrer Erscheinung her würden sie gut ins Raster des Täterbilds von Köln passen, jenes Männer-Mobs aus der Silvesternacht, der in Frauen nichts anderes sieht als Schlampen, denen man ungestraft an die Wäsche gehen zu können glaubt. Machtlose, die zeigen, wer der Herr im Hause ist.
profil setzt sich zu den jungen Männern und ist erstaunlich schnell willkommen. Es sind Österreicher, deren Eltern einst aus Ägypten kamen. Der Wortführer misst fast zwei Meter, hat ein lustiges, fast schon kindliches Gesicht und dadurch eine überaus gutmütige Ausstrahlung. Er ist es auch, der sofort zu reden beginnt, nachdem die erste Frage – nach ihrem Verhältnis zu Frauen – gestellt wurde.
Er spricht ein feines Deutsch: leise und doch präzise und ausgefeilt. Es ist die elaborierte Sprache eines fleißigen Studenten. Alle vier Männer sind oder waren an der Wiener Universität und zwischen 24 und 28 Jahre alt. Zwei von ihnen sind verheiratet, die anderen warten noch auf die große Liebe. Sie sind sich sicher, dass diese kommen wird – in Gestalt einer muslimischen Jungfrau. Man trifft sie im universitären Bereich, trinkt Kaffee, debattiert miteinander in Arbeitsgruppen.
In Discos oder Clubs könne man anständige Mädchen nicht finden, sagen die Burschen; deswegen meiden sie das alkoholgeschwängerte Nachtleben. Sie sind ohne Wenn und Aber religiös, also muslimisch, und trinken nicht. Die Abgründe des sexistischen Westens sehen sie in bestechender Klarheit. Frauen würden in Österreich nicht als Menschen, sondern als Lustobjekte gesehen, und zwar auf allen Ebenen.
Lesen Sie die Titelgeschichte von Sebastian Hofer und Christa Zöchling in der aktuellen Printausgabe oder als E-Paper (www.profil.at/epaper)!