Gemeindebund gegen Gratis-Kindergarten
Quer durch Österreich steigt die Arbeitslosigkeit – in Kindergärten fehlt aber Personal. 740 Stellen sind in Wien aktuell offen, auch Salzburg und Oberösterreich sucht Personal, Kärnten prognostiziert einen Bedarf von 900 zusätzlichen Pädagogen bis zum Jahr 2030, Tirol kalkuliert mit 730 zusätzlichen Fachkräften.
Dieser Mangel ist auch ein Resultat davon, dass Österreich, im europäischen Vergleich spät, aber doch, die Kinderbetreuung massiv ausbaut. Besonders deutlich bei den Kleinkinderbetreuungseinrichtungen, da stieg die Zahl in den vergangenen fünf Jahren um 25 Prozent. Das ist erfreulich für Eltern, geht aber ins Geld.
Auch deshalb macht sich der Präsident des Gemeindebundes, Johannes Pressl, rechtzeitig zu den Regierungsverhandlungen Gedanken über die Finanzierung von Kinderbetreuung. Pressl zweifelt, ob Gratisangebote die richtige Lösung sind, denn: „Gratisleistungen nehmen auch jene gern an, die diese Angebote eigentlich nicht bräuchten.“ Pressl regt daher an, über Selbstbehalte der Eltern für die Nachmittagsbetreuung und die Ferienbetreuung zu diskutieren, natürlich sozial gestaffelt. Er argumentiert das auch damit: Bei Gratisangeboten melden Eltern ihre Kinder teils an – und schicken sie dann nicht hin. Pressl will auch darüber diskutieren, ob und wie sich die Wirtschaft an den Kosten für Kinderbetreuung beteiligen kann.
Klamme Gemeinde-Kassen
Derzeit sind die Gemeinden für Kinderbetreuung hauptzuständig – und die Gemeinden sind, wie der Bund, sehr knapp bei Kasse. Pressl fordert daher, das System der Familienförderungen gemeinsam mit dem System Kinderbetreuung zu diskutieren.
Der Hintergrund: Geldleistungen für Familien sind in Österreich traditionell sehr hoch, Sachleistungen gab es lange Jahre weniger. Wenn nun die Kindergärten massiv ausgebaut werden, könnte man bei Geldleistungen sparen, sagen Experten.
Pressl sagt das (noch?) nicht, er sagt: „Es geht um Steuergeldverantwortung. Wir als Gemeindebund wollen diese Debatte ehrlich führen.“ Ein konkretes Positionspapier soll in Kürze folgen.