Generation Corona: „Wir wollen raus!“
Wenn Jugend und Corona in einem Satz vorkommen, sind Missverständnisse meist nicht weit. Eines lautet, die Pandemie hinterlasse eine „verlorene“ Generation, ein anderes, sie habe im Lockdown so viel an Wissen versäumt, dass sich ihre Arbeits-und Verdienstmöglichkeiten verschlechtern. Prognosen sprechen von drei Prozent Gehaltsverlust. Wie sieht die Wirklichkeit aus? Jugendliche, Schüler, Lehrlinge und Studenten nahmen Rücksicht auf ältere und verletzbare Menschen, bewiesen Reife und Verantwortung, verzichteten auf Unwiederbringliches: Maturabälle, Praktika, Auslandsaufenthalte, Schnupperlehren.
Von alledem war in der Öffentlichkeit wenig zu hören. Eine "unverstandene" Generation? Durchaus. Eine „übersehene“? Auch das. Die Solidarität der Jungen sei kaum gewürdigt und bald wieder verspielt worden, meint etwa Jugendforscherin Beate Großegger: „Mittlerweile geht der Trend wieder in Richtung Absicherung der eigenen Chancen.“ Die Leichtigkeit scheint dahin, der Blick in die Zukunft getrübt: Laut einer neuen Erhebung des Instituts für Jugendkulturforschung befürchten drei von vier Befragten in der Altersgruppe der 16-bis 29-Jährigen, dass die Arbeitslosigkeit drastisch steigen wird. Doch die Zuversicht, persönlich werde man es allen Widrigkeiten zum Trotz schaffen, ist ungebrochen.
Junge Menschen an der Schwelle zum Erwachsen-Werden fielen um Gelegenheiten um, erste berufliche Netzwerke und private Freundschaften zu knüpfen, die oft ein Leben lang halten. Die Pandemie mag irgendwann unter Kontrolle sein, für die „Generation C“ aber kann immer noch viel schiefgehen, warnt Großegger: „Wenn die Politik sich nicht glaubhaft um ihre Lebenschancen bemüht, werden die privilegierten Jugendlichen alle Energien auf sich selbst konzentrieren und die Schwächeren außen vor bleiben.“ Was können Eltern tun? In der Krise avancierte die Familie zum sicheren Hafen. „Lost Generation“-Punzen und unentwegte Klagen über verlorene Bildungschancen führen dazu, dass „bildungsnahe Eltern“ ihren Nachwuchs „bis zum geht nicht mehr“ fördern.
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