Die Gusenbauer-Mails: Nasi. Gusi. Gabi. Garry.
Eines muss man Alfred Gusenbauer wirklich zugestehen. Er kultiviert ein ausgeprägtes merkantiles Talent. Nach seiner Außerdienststellung als Bundeskanzler Ende 2008 war er durchaus erfolgreich beim Versuch, sein Adressbuch zu monetarisieren. Das haben vor ihm nicht viele geschafft. Franz Vranitzky vielleicht. Oder Viktor Klima. Wolfgang Schüssel nicht so sehr. Gusenbauer ist heute 55, selbstständiger Unternehmer, gefragter Berater und Aufsichtsrat, vor allem aber hochwertig vernetzter Lobbyist mit internationalem Anspruch. Sein Geschäftsmodell ist also: er selbst.
Der Staatsform nach ist Kasachstan eine „Republik“. Aber was heißt das schon in einem Land, in welchem die freie Meinungsäußerung ebenso hartnäckig unterdrückt wird wie die politische Opposition?
Wer Gusenbauer mietet, hat ein großes Anliegen – und tiefe Taschen. Nursultan Nasarbajew, Staatspräsident Kasachstans, hat beides. Haufenweise Geld und ein quälendes Imageproblem. Und das schon eine ganze Weile. Nasarbajew und sein Clan regieren Kasachstan länger (1990), als es Kasachstan in seiner heutigen Form überhaupt gibt (1991). Der Staatsform nach ist Kasachstan eine „Republik“. Aber was heißt das schon in einem Land, in welchem die freie Meinungsäußerung ebenso hartnäckig unterdrückt wird wie die politische Opposition? Ein Land, in dessen Gefängnissen bis heute gefoltert wird? Ein Land, in dem Nasarbajew, „Führer der Nation“, zu seiner Erbauung zwar immer wieder wählen lässt, dann aber habituell mit mehr als 90 Prozent der Stimmen als Sieger hervorgeht – zuletzt im April dieses Jahres? So hell die kaukasische Sonne auf Kasachstans Nationalflagge auch strahlen mag – politisch ist es dort stockdunkel.
Seit nunmehr fünf Jahren steht Gusenbauer im Sold des kasachischen Regimes. Als Vorsitzender des „Independent International Advisory Councils“ (IIAC); ein Beratergremium, das Nasarbajew und der Nummer zwei im Staate, Premierminister Karim Massimov, zuarbeitet. Laut seinem Konsulentenvertrag aus dem Juni 2010, arrangiert über die Wiener Anwaltskanzlei seines Buddys Gabriel Lansky, stehen Gusenbauer jährlich 400.000 Euro an Honorar zu. Exklusive Reisespesen. Seit 2010 standen Gusenbauer auf Grundlage der Vereinbarung jedenfalls zwei Millionen Euro brutto zu. Was man dafür leisten muss? ...
Lesen Sie die Titelgeschichte von Michael Nikbakhsh in der aktuellen Printausgabe oder als E-Paper!