FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl
Frauenanteil

Herbert Kickl macht Halbe-Halbe – aber nur auf Bundesliste

Die FPÖ setzt auf ihrer Bundesliste plötzlich auf das Reißverschlusssystem. Warum Männer dennoch die Partei dominieren.

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Bisher machte sich die FPÖ nichts aus Frauenquoten. Das zeigt allein der Frauenanteil im Parlament. Nur vier der 30 Nationalratsabgeordneten sind weiblich. Das sind rund 13 Prozent.

Jetzt entdeckt die Partei das Reißverschlusssystem für sich: „Das Vorurteil, die FPÖ sei eine männerdominierte Partei, ist mit dieser Bundesliste endgültig Geschichte“, ließ Parteichef und Listenerster Herbert Kickl per Aussendung wissen. 

Die Freiheitlichen haben die Bundesliste für die Nationalwartswahl nun offiziell beschlossen: Auf den ersten 20 Plätzen wechseln sich Frauen und Männer ab. Dass mit Herbert Kickl ein Mann die Liste anführen würde, war bereits bekannt. Danach folgen Susanne Fürst, Christian Hafenecker, Dagmar Belakowitsch, Michael Schnedlitz und Barbara Kolm.

Das ist ungewöhnlich. Bei der Nationalratswahl 2019 waren noch drei Viertel aller Plätze auf der Bundesliste von Männern besetzt.

Konsequent ist man landesweit aber nicht. Am Mittwoch wurden ebenfalls die ersten vier Plätze der Salzburger Landesliste bekannt. Darunter nur eine Frau auf Platz drei. Auch in Landtagen sind freiheitliche Frauen rar: neun von zehn Salzburger Landesabgeordneten sind männlich, zwölf von 14 sind es in Niederösterreich.

Dass die FPÖ bei den Nationalratswahlen am 29. September eine weibliche Zielgruppe ansprechen will, kommt nicht von ungefähr. Frauen wählen tendenziell links, wie Daten von SORA (heute Institut Foresight) von der Nationalratswahl 2019 zeigen. 

Doch der Gender Gap zeigte sich nicht mehr so deutlich wie früher. So haben die Freiheitlichen das Potenzial noch einige Wählerinnen zu überzeugen.

Gegenüber der APA erklärten die Politikwissenschafterinnen Jessica Fortin-Rittberger von der Uni Salzburg und Sylvia Kritzinger von der Uni Wien das Phänomen folgendermaßen: Frauen scheinen jene Parteien zu belohnen, die sich für Themen einsetzen, die ihnen wichtig sind. Dazu zähle etwa die Förderung von Geschlechtergleichheit durch Frauenquoten, Kinderbetreuung oder Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen, so die Wissenschafterinnen im März. 

Ob es nun die freiheitliche Strategie ist, aktiver um die Stimmen der Frauen zu werben, wird sich anhand der Themen zeigen, auf die sie im Wahlkampf setzen werden – und auch daran, wie viele Frauen tatsächlich in den Nationalrat einziehen werden. Denn: Auch bei der ÖVP gibt es ein Reißverschlusssystem auf der Bundesliste. Wer wirklich ins Parlament einzieht, entscheidet sich auch über die Landeslisten und Regionalwahlkreisen. Im Nationalrat lag die Frauenquote der Schwarzen zuletzt bei 39,44 Prozent.

Elena Crisan

Elena Crisan

Wenn sie nicht gerade für den Newsletter "Ballhausplatz" mit Politiker:innen chattet, schreibt sie im Online-Ressort über Wirtschaft und Politik.