Hitze-Metropolen
Wenn er alles, was sofort angepackt werden müsste, vor sich ausbreite, würde er am liebsten einpacken und heimgehen, gesteht er. Aber es gehe nur so, Schritt für Schritt.
Seit einem Dreivierteljahr ist Andreas Januskovecz vom Wiener Gemeinderat bestellter Klimadirektor. Damit steht er vor der Mammutaufgabe, die Zwei-Millionen-Stadt klimafit zu machen. Er ist direkt Bürgermeister Michael Ludwig und dem Magistratsdirektor der Stadt verantwortlich, in enger Abstimmung mit Umwelt-Stadtrat Jürgen Czernohorszky – eine recht unübliche Beamten-Konstruktion, möglicherweise ein genialer Schachzug, um im Hickhack von Interessen und Ideologien pragmatische Lösungen schneller durchzusetzen. Leicht hat es Januskovecz nicht: Vor zwei Wochen traf er Vertreter der Immobilienbranche, die in einer Debatte über Häuserdämmungen spitz fragten, wie er denn die Staatsoper dämmen wolle? „Auch die Oper hat eine oberste Decke, und die kann man dämmen“, so seine trockene Antwort.
Der Klimawandel beschert Kopfschmerzen. Nach neuen Berechnungen des Grazer Wegener Centers für Klima und globalen Wandel geht der -Ausstoß in Österreich ungebremst weiter. Hitzetage und Tropennächte folgen aufeinander, in den Städten wird es in solchen Wochen kaum noch kühl. In Italien herrschen Hitze und Dürre zugleich, in Teilen Europas hagelt es dagegen faustgroße Eisbrocken, Gletscher brechen. Nur eines ist gewiss: Es wird von Jahr zu Jahr wärmer. Auch wenn man zwischendurch selbst im Sommer friert.
Und Städte sind Opfer und Treiber der Erderhitzung zugleich. Im Jahr 2050 werden bereits 66 Prozent der Erdenbewohner in Städten leben. Nach aktuellen Studien sind Städte derzeit für rund 78 Prozent des globalen Energieverbrauchs und für mehr als 70 Prozent der globalen -Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger verantwortlich. Wie geht die Politik in den Landeshauptstädten damit um?
Dass Städte Hitzeinseln sind, wusste man schon im Zeitalter der Industrialisierung. In Philadelphia wurde im 19. Jahrhundert eine um vier Grad höhere Temperatur als im Umland gemessen, in New Yorks Straßenschluchten fand man den Sommer „unerträglich“. Schon 1883 erschien eine Studie über London, in der die Nutzung von Windströmungen, Grüngürteln und die Wärmeabstrahlung weißer Häuser wissenschaftlich begründet empfohlen wurde.
Auch in der Reichshauptstadt Wien war man weitsichtig. Beim Bau der Wiener Ringstraße wurden Parkanlagen eingeplant, außerhalb des Gürtels die Pflanzung von Bäumen vorgeschrieben. Im Jahr 1905 wurde mit dem Wienerwald ein Grüngürtel rund um die Stadt unter Naturschutz gestellt. Eine Jahrhundertentscheidung.
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