Ein Mann steht im Hochwasser.
Naturkatastrophe

Hochwasser in Österreich: Die Tage nach der Flut

Ein Familienvater watet durch seinen Vorgarten. Eine Frau wartet darauf, endlich einen ersten Blick auf ihr Haus werfen zu können. Ein Bauer fragt sich, ob seine Schafe überlebt haben. Szenen in Niederösterreich nach dem Hochwasser.

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Eva Graser darf nur bis zur Brücke gehen – weiter kommt sie nicht. Von hier aus wären es nur noch ein paar Gehminuten zu ihrem Haus. Doch die Straße verschwindet gleich hinter dem Absperrband im dunkelbraunen Wasser. Von der Brücke aus kann sie nichts erkennen. Sie sieht nicht, ob der Pegelstand noch immer bis zu ihrer Terrasse reicht und was aus ihrem Haus und ihrem Garten geworden ist. Trotzdem kommt sie jeden Tag hierher, in der Hoffnung, einen ersten Blick auf ihr Zuhause werfen zu können.

Eine Woche ist seit der Hochwasserkatastrophe vergangen. Die Naturgewalt hat tiefe Wunden im Land hinterlassen: an den Häusern, in der Landschaft, auf den Straßen – und besonders bei den Menschen. „Daran kann man sich nicht gewöhnen“, sagt Graser. Für die pensionierte Lehrerin aus Wien ist es die dritte Jahrhundertflut, vor der sie fliehen musste. 2002, 2013 und jetzt wieder. Hierher, nach Kritzendorf bei Klosterneuburg, kam Graser anfangs nur, um ihre Sommerferien zu verbringen. Doch schließlich gefiel es ihr so gut, dass sie nach ihrer Pensionierung ihr Haus in der Strombadsiedlung am Ufer der Donau zu ihrem dauerhaften Wohnsitz machte. Sie wollte raus aus der Großstadtwohnung in Wien und in einer beschaulicheren Umgebung leben. Doch die große Flut hat das einst idyllische Bullerbü an der Donauriviera in ein Katastrophengebiet verwandelt. Der Wasserpegel erreichte einen Höchststand von 7,72 Metern, die Häuser sind vom Rest des Ortes abgetrennt, 17 Menschen mussten von der Feuerwehr in Sicherheit gebracht werden, fünf wollten ihr Zuhause nicht verlassen und harren seit Tagen ohne Strom aus.

Natalia Anders

Natalia Anders

ist Teil des Online-Ressorts und für Social Media zuständig.

Daniela Breščaković

Daniela Breščaković

ist seit April 2024 Innenpolitik-Redakteurin bei profil. War davor bei der „Kleinen Zeitung“.