Holocaust-Überlebende in Wien
Henry Weil, im Jahr 1935 auf die Welt gekommen im 9. Wiener Gemeindebezirk, Berggasse 11. Im Stockwerk über ihnen wohnte die Familie Freud, und der Vater spielte mit ihm einmal in der Woche im Kaffeehaus Tarock. „Der ist verrückt“, sagte der Vater lachend, wenn das Gespräch auf den berühmten Doktor kam. Die Weils flüchteten im September 1939 aus Wien. Sie wollten über den Hafen Southampton in die USA, wegen Luftangriffen in Paris kamen sie zu spät. Das Schiff war schon abgefahren, und das war ein Glück. Es wurde von einem deutschen U-Boot versenkt. Die Weils gelangten nach Amerika und überlebten.
Als Weil vor 40 Jahren das erste Mal wieder nach Wien kam und nach inneren Kämpfen seine frühere Wohnung anschauen wollte, sagte ein Nachbar: „Schön, dass ihr überlebt habt, aber in eurer Wohnung ist ein ehemaliger Gestapomann.“ Weil verzichtete auf diese Bekanntschaft. Als er jetzt, eingeladen vom Jewish Welcome Service, wieder dort war, erfuhr er, dass diese Familie gestorben ist. Das hat ihn irgendwie beruhigt. Neben Henry Weil hat profil auch mit der 81-jährigen Julicka Marin über ihr Leben gesprochen.
Hören Sie hier im profil-Podcast das Gespräch von Christa Zöchling mit Julicka Marin: