Sepp Schellhorn, NEOS-Abgeordneter und Gastrounternehmer
Österreich

„Ich habe ihn gefragt: Warum ziehst du ohne Arbeit nach Wien?“

Sepp Schellhorn sucht als Gastronom dringend Mitarbeiter. Der NEOS-Abgeordnete kritisiert, dass hohe Sozialhilfen – und Steuern – Arbeit unattraktiv machen.

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Sepp Schellhorn ist gerade dringend auf der Suche: als Gastrounternehmer nach einer Reinigungskraft (m/w/d), 25 Stunden Wochenarbeitszeit, 1825 Euro brutto monatlich; und als NEOS-Abgeordneter nach einer Antwort auf eine prinzipielle Frage: Wie kann es in Österreich gleichzeitig genügend soziale Unterstützung und Anreiz für Arbeit geben?

Erstaunlicherweise ist es aus seiner Sicht schwieriger, den Reinigungsjob zu besetzen. Zwei Jahre sucht er schon nach einer Arbeitskraft, aber seine Vermutung ist: Die Nettolöhne sind zu gering, vor allem im Vergleich zur Mindestsicherung. Die große politische Fragestellung hat er für sich hingegen schon gelöst. Mit einem kleinen Schönheitsfehler: Einfach ist die Umsetzung nicht.

Seit Tagen wird eine sensible Debatte über die Sozialhilfe in Wien lautstark geführt, die Schellhorn als Gastronom und Politiker schon Jahre begleitet. Dieses Mal hat ein Wohnungsbesitzer den Einkommensnachweis seiner potenziellen Vermieter publik gemacht: Syrische Eltern mit sieben Kindern bekommen in Wien rund 4600 Euro Sozial- und Mietbeihilfe im Monat, also mehr, als manchen berufstätigen Eltern zur Verfügung steht. Der Extremfall ist Anlass für die Frage, ob in Wien Sozialhilfen zu früh und zu hoch ausbezahlt werden oder die Einkommen zu niedrig sind.

Sepp Schellhorn möchte selbst mit ein paar Beispielen aus seiner Praxis in die Debatte einsteigen. 

Iris Bonavida

Iris Bonavida

ist seit September 2022 als Innenpolitik-Redakteurin bei profil. Davor war sie bei der Tageszeitung "Die Presse" tätig.