In Österreich brennt es
Korruption, Skandale, Rücktritte: Dass es in Österreich in letzter Zeit brennt, kann man durchaus behaupten. Nun dauert diese „letzte Zeit“ bereits einige Jahre an – oder es war immer so? – und man wundert sich schon lange nicht mehr über das, was alles möglich ist, sondern nur mehr darüber, welche unmöglichen Sachen als nächstes passieren. Seit Montag brennt es jetzt aber auch noch wortwörtlich.
Größter Waldbrand
Im Rax-Gebiet in Hirschwang in der Marktgemeinde Reichenau tobt seit Tagen ein Brand, der sich nicht löschen lässt. 500 Helfer sind im Einsatz, 120 Hektar Wald sind bisher betroffen und vom Bundesheer bis zur Flugpolizei arbeiten alle Einsatzkräfte gemeinsam im Kampf gegen den laut Feuerwehrsprecher Franz Resperger „größten Waldbrand, den es in Österreich je gab“. Der Auslöser? Noch nicht mit Sicherheit geklärt, aber es deutet viel auf ein Lagerfeuer oder eine weggeworfene Zigarette hin, meint Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner. Offenes Feuer ist in dem Gebiet natürlich verboten.
Ein Rauchverbot im Wald ist natürlich schwieriger zu kontrollieren als in der Gastronomie. Die FPÖ, die damals gegen dieses war, setzt unter ihrem Obmann Herbert Kickl auch in der Corona-Debatte eher auf Lösungsvorschläge, die den wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen. Ivermectin, ein Pferdeentwurmungsmittel, das keine nachgewiesene Wirkung gegen Covid-19 hat, soll der Trumpf gegen die Pandemie im Ärmel des FPÖ-Chefs sein. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) warnt davor, das Medikament gegen Covid einzusetzen.
Kommt ein Lockdown für Ungeimpfte?
Die Zahl der Erkrankten steigt wieder erschreckend schnell, am Donnerstag wurden 4 248 Neuinfektionen gemeldet, außerdem gab es 27 Todesfälle. Das ist mehr als das doppelte des Sieben-Tage-Schnitts. 3G am Arbeitsplatz kommt ab 1. November, in der Steiermark wird es ab 8. November eine 2G-Regelung für die Nachtgastronomie geben und Gesundheitsminister Mückstein hat Österreichs Tennis-Ass Dominic Thiem öffentlich aufgefordert sich zu impfen. Zu funktionieren scheint die Impfkampagne trotzdem nicht mehr richtig, laut dem Fünf-Stufen-Plan der Regierung steuern wir auf einen Lockdown für Ungeimpfte zu.
Diesen hypothetischen Lockdown würde Netflix mit der zweiten Staffel von „Tiger King“, die am 17. November erscheint, erträglicher machen. Die skurrile Serie rund um den homosexuellen Privatzoohalter Joe Exotic erschien damals genau zum ersten Lockdown und trug dazu bei, dass Netflix einer der größten Profiteure der Pandemie wurde. Es kommt mir vor, als wäre das schon eine Ewigkeit her.
Ein gesundes Allerheiligenwochenende wünscht Ihnen
Jakob Thaller
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