Inseratenaffäre: Weitere Sicherstellungen bei der Gratiszeitung "Heute"
Bei der Gratiszeitung „Heute“ hat es am Donnerstag weitere Sicherstellungen gegeben. Gerüchten zufolge soll man sich Dienstverträge von Mitarbeitern besorgt haben. Ein Medienforscher hatte zuletzt davon gesprochen, dass sich in alten Verträgen Klauseln befunden haben sollen, dass die Berichterstattung inseratenkundenfreundlich abzulaufen habe. profil-Informationen zufolge trifft diese Behauptung zu. Und auch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wollte dem nun nachgehen.
profil-Informationen zufolge war dieser Passus ab 2011 nicht mehr Bestandteil von „Heute“-Dienstverträgen. Dazu wurde ein Code of Conduct an alle Mitarbeiter ausgegeben, der das auch noch einmal klar stellen sollte. Dieses Schriftstück enthält Verhaltensregeln: darunter, dass man sich respektvoll zu verhalten hat; Arbeitsplatz, Küche, Raucherraum und Toiletten sauber zu halten hat. Und auch Punkt 4 ruft zur Sauberkeit auf: „Heute ist politisch neutral und behandelt alle Parteien, die sich im Verfassungsbogen befinden, gleich“, ist dort zu lesen. Punkt 5: „Die Redakteure von Heute fühlen sich der Wahrheit verpflichtet.“ Punkt 5.K: „PR-Texte und Anzeigen werden von redaktioneller Berichterstattung deutlich getrennt und gekennzeichnet.“ Dieser Code of Conduct sollte die alten, problematischen Klauseln unwirksam machen. Sie betrafen schon damals nur noch eine Handvoll Mitarbeiter.
Erste Verdachtslage
Schon Anfang April war die WKStA bei „Heute“ zu einer Hausdurchsuchung in den Geschäftsführungsräumlichkeiten. Auf mehr als 1000 Seiten zeichnen die Ermittler der WKStA das Bild eines Mediensystems, in dem Eva Dichand privat für eine Änderung der Stiftungsregeln und mehr Inserate für ihr Medium lobbyiert haben soll. Der Auswertungsbericht zeichnet ein Sittenbild des politmedialen Komplexes Österreichs. Es geht um Beziehungen zwischen Verwaltung, Politik und Medien. Gemeinsame Abendessen, Urlaube und Wanderungen. Es geht um Lobbying und Inserate. Die WKStA hegt den Verdacht, dass das Finanzministerium unzulässig viel Geld in Boulevardmedien gepumpt hat, um im Gegenzug positive Berichterstattung über die neue ÖVP und ihren Chef Sebastian Kurz zu erwirken. Es geht um Bestechung, Bestechlichkeit und Untreue. Alle Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Profil berichtete mehrfach: Über den Inhalt des Ermittlungsakts und intensiven Nachrichtenaustausch von Eva Dichand mit dem Finanzministerium. Exklusiv darüber, dass auch Hausdurchsuchungen bei zwei Media-Agenturen stattgefunden hatten, die Inseratenschaltungen für das Finanzministerium vorgenommen hatten.
Die Beschuldigten waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.