Muslime: Straches Wahlkampfhelfer
Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft IGGIÖ, hat Heinz-Christian Strache wegen Verhetzung geklagt. Der FPÖ-Chef hatte gemeint, in Wiener Kindergärten sollten „Kinder mit Hasspredigten zu Märtyrern erzogen werden“. Die Aussagen würden gegen muslimische Menschen und Einrichtungen aufstacheln, begründete Vural die Klage und spielte direkt auf den jüngsten Mord an 50 Muslimen in Christchurch, Neuseeland, an. Straches Aussagen haben in der Tat einen verhetzenden Ansatz, weil sie einen konkreten Vorfall mit jungen Kriegs-Statisten pauschalisieren und zuspitzen. Vurals Konnex zwischen heimischer Politik und dem terroristischen Akt ist aber nicht minder perfide – auf eine andere Weise. Er agiert auf Linie des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, der ein Video vom Terrorakt in Neuseeland bei Wahlkampfveranstaltungen missbrauchte, um die „Islamophobie“ im Westen zu belegen. Eine Taktik, die darauf abzielt, selbst Kopftuchverbote für kleine Mädchen als rassistischen Akt zu verteufeln.
Religiöse Organisationen müssen nicht immer die andere Wange hinhalten – die Caritas klagte erfolgreich gegen Vorwürfe, Gratis-Handys an Flüchtlinge verteilt zu haben. Doch ausgerechnet nach einem Terrorakt Emotionen zusätzlich zu schüren, das mag zum Autokraten am Bosporus passen, aber nicht zum Chef einer Glaubensgemeinschaft, die vom Dialog lebt. Mit Vural setzt nicht mehr nur die FPÖ auf maximale Polarisierung rund ums Thema Islam, sondern auch die IGGIÖ. Vural selbst profitiert davon. Er erntet Applaus von Muslimen und Islam-Vereinen. Strache profitiert. Er hat einen neuen Lieblingsfeind. Die Glaubensgemeinschaft verliert. Im Dauerkampfmodus schafft sie sich ab.