Ist Österreich ungleicher geworden?

Die Weltlage ist verwirrend. Wie schaffen wir es, uns entspannt über strittige Probleme der Zeit zu unterhalten? Ein profil-Guide, Teil 14.

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In vielen Staaten hat die Ungleichheit in den letzten Jahrzehnten stark zugelegt. Auch in Österreich? Hier muss man zwischen Einkommen und Vermögen unterscheiden. Was Letztere betrifft, fällt das Land unter Europas Spitzenreiter bei der Ungleichheit. Das liegt aber nicht nur an raffgierigen Reichen, sondern ist auch Begleiterscheinung des ausgeprägten heimischen Sozialsystems. Dank ihm müssen die Bürger weniger sparen, etwa für Privatpensionen, und besitzen entsprechend wenig Vermögen. Ob die Vermögensungleichheit nun größer geworden ist - man weiß es schlicht nicht. Fundierte Daten zum Vermögen in Österreich gibt es erst seit 2010; ein zu kurzer Zeitraum.

Und die Einkommen?

Hier zählt Österreich, im Gegensatz zum Vermögen, zu den gleicheren Ländern Europas - auch wegen Sozialleistungen wie Familienbeihilfe und Mindestsicherung, die bei Messungen der Einkommensungleichheit einberechnet werden. Dennoch zeigt der sogenannte Gini-Index einen Anstieg der Ungleichheit in den vergangenen zwei Jahrzehnten: keinen großen zwar, aber doch. Im Jahr 2004 etwa lag der Index bei 25,8 Punkten, heute sind es 27,2 (100 stellen die totale Ungleichheit dar). Allerdings: Die Zuwächse sind schon einige Jahre her; in letzter Zeit stagniert der Index eher. Heißt: Dass die Krise in Österreich einen Schub an Ungleichheit gebracht hätte, stimmt nicht.

Sagen Sie: "Genau betrachtet ist die Umverteilung eine der unglaublichsten Errungenschaften."

Sagen Sie nicht: "Die Armen werden immer ärmer, die Reichen immer reicher."

25 Fragen, um die Welt zu erklären: