Grüne: Spitze der Jungen Grünen zieht sich zurück
Die Spitze der Jungen Grünen gibt auf. Flora Petrik und ihre sechs Vorstandskollegen werden nach dem Rauswurf der Jugendorganisation durch die Bundespartei im Juni nicht mehr für ihre Funktionen kandidieren. Damit soll der Weg für einen Neustart frei gemacht werden.
In einer Aussendung schreibt Petrik, man nehme das Angebot von Bundessprecherin Eva Glawischnig, weiterhin mit der Jugendorganisation unter einem neuen Vorstand zusammenzuarbeiten, "natürlich an". Die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder der Jungen Grünen klebten nicht auf Sesseln, sondern es gehe ihnen um die Sache.
Der amtierende Bundesvorstand der Jungen Grünen wird in den nächsten Wochen mit all jenen Aktivisten nach neuen Perspektiven suchen, die noch Hoffnung in die Partei setzen und bleiben wollten, sowie mit allen, die gehen wollten, um gemeinsam neue politische Projekte zu starten. Auch wenn viele Junge Grüne nach den Ereignissen der letzten Wochen kein Interesse mehr hätten, in der Partei aktiv zu bleiben, werde es auch in Zukunft eine kritische Grüne Jugendorganisation brauchen, um viele junge Menschen auf Basis der Grünen Grundwerte für politisches Engagement zu begeistern, meinte Petrik.
Als erste Schritte für eine Demokratisierung und Öffnung der Partei schlagen die Jungen Grünen einige Änderungen vor. So wollen sie eine Direktwahl der Spitzenkandidatin durch alle Mitglieder der Grünen Partei sowie eine Veröffentlichung aller Beschlüsse des Grünen Bundeskongresses und aller inhaltlichen Positionspapiere, die im Erweiterten Bundesvorstand verabschiedet werden.
Glawischnig hatte in einer Interview-Serie zuletzt klar gemacht, dass sie bereit sei, mit Länderorganisationen der Jungen Grünen zusammenzuarbeiten, nicht aber mit dem Vorstand. Anlass war die Unterstützung der Jungen Grünen für eine grüne Konkurrenzliste zur von der Bundespartei unterstützten GRAS bei den bevorstehenden Hochschülerschaftswahlen. Petrik hatte am Vortag noch versichert, dass die Jungen Grünen geschlossen hinter ihr stehen und sie demnächst die Vertrauensfrage stellen würde.
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