Demonstration am Donnerstag, 9. Jänner 2025 am Wiener Ballhausplatz
25 Jahre Donnerstagsdemos

„Wenn die FPÖ so stark ist, ist es einfach scheiße, allein zu sein“

Vor 25 Jahren wurde jeden Donnerstag gegen Schwarz-Blau demonstriert. Nun könnte es ein Revival geben, mit Protest gegen Blau-Schwarz. Besuch bei Demo-Veteranen und ihren Nachfolgern.

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Am vergangenen Donnerstagabend lagen am Wiener Ballhausplatz Gras, Schweiß und Parfum in der Luft. Laut Polizei waren es 25.000 Menschen, die sich eingefunden hatten, um gegen eine mögliche Koalition zwischen FPÖ und ÖVP zu demonstrieren. Just an diesem Abend nahmen Blau und Schwarz Verhandlungen dazu auf. Jugendliche mit Puntigamer Bier- und Eggerbier-Dosen, Jungeltern mit Bugaboo-Kinderwagen. Manche hielten sich an den Händen, andere gingen im Gänsemarsch rund ums Bundeskanzleramt, wo bald FPÖ-Obmann Herbert Kickl sitzen könnte.

Nach fast genau 25 Jahren schließt sich hier der Kreis. Geschichte wiederholt sich, wenn auch unter anderen Vorzeichen: Vor einem Vierteljahrhundert fanden an dieser Stelle die sogenannten Donnerstagsdemonstrationen mit jeweils bis zu 15.000 Teilnehmern statt. Kulturschaffende unterstützten die Proteste, von der späteren Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek bis zum kürzlich verstorbenen Wiener Urgestein Hermes Phettberg. Internationale Medien berichteten in Dauerschleife über die politischen Zustände im kleinen Österreich – dem ersten EU-Mitgliedsland, in dem eine extrem rechte Partei in die Regierung kam. 14 EU-Staaten belegten Österreich mit den sogenannten Sanktionen, diplomatische Beziehungen wurden auf ein Minimum reduziert – die Zivilgesellschaft in Österreich entfaltete unterdessen ihr Maximum.

Nina Brnada

Nina Brnada

Redakteurin im Österreich-Ressort. Davor Falter Wochenzeitung.