Hebert Kickl
FPÖ

Stress für Kickl: WKStA will Auslieferung und Wiener FPÖ grollt

Die Staatsanwaltschaft will gegen Kickl wegen Falschaussage ermitteln. Das Comeback eines geschassten Abgeordneten löst Empörung aus.

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Für politische Insider ist Hans-Jörg Jenewein, 50, kein Unbekannter. Er war Landesobmann des Ringes Freiheitlicher Jugend Wien, Mitglied des Landesparteivorstandes der FPÖ Wien, Landesparteisekretär, Bundesrat, Nationalratsabgeordneter und – nach der Schlappe der FPÖ bei der Wahl 2019 – einfacher Mitarbeiter im blauen Parlamentsklub. Vergangene Woche erlangte er breitere Bekanntheit: als Angeklagter. Mit dem früheren Verfassungsschützer Egisto Ott musste sich Jenewein im Wiener Straflandesgericht wegen Vorwürfen der Verletzung des Amtsgeheimnisses verantworten. Zu Prozessbeginn bekannte er sich „nicht schuldig“. Als Beruf gab er „Landwirt“ an. Am 18. Dezember wird die Verhandlung fortgesetzt.

Jenewein scheint Unheil anzuziehen. Bei vielen blauen Tumulten der jüngeren Vergangenheit taucht sein Name auf. Vor zwei Jahren ließ ihn die FPÖ fallen. Er musste seine Gesinnungsgemeinschaft – nach mehr als 30 Jahren – verlassen. Doch nun feiert er ein Comeback. Jenewein wird parlamentarischer Mitarbeiter des FPÖ-Abgeordneten und Bildungssprechers Hermann Brückl aus Oberösterreich. Die Wiener FPÖ sieht darin eine Provokation. Die Bundespartei schweigt. Ein alter Streit droht wieder auszubrechen – einer, der Herbert Kickls Karriere im Jahr 2022 fast beendet hätte. 

Schuld daran war Hans-Jörg Jenewein. Im Zuge der Ermittlungen gegen Egisto Ott wegen Spionage für Russland (es gilt die Unschuldsvermutung) geriet auch Jenewein ins Visier. Der ehemalige Beamte im Bundesamt für Verfassungsschutz (BVT) und der frühere Sicherheitssprecher der FPÖ sollen einander mit vertraulichen Informationen aus dem Innenministerium versorgt haben.

Brisante Hausdurchsuchung

Im September 2021 fand eine Hausdurchsuchung in Jeneweins Wohnung statt. Kriminalpolizeiliche Ermittler beschlagnahmten Handy, USB-Sticks und Aktenordner. Die Durchsuchung führte zu einem von der eigentlichen Causa unabhängigen Beifang, denn auf Jeneweins Handy fanden sich zwei bemerkenswerten Dateien. Ein Audio-File belegte, dass Jenewein Gespräche mit Wiener FPÖ-Politikern über die Gründung von parteinahen Vereinen heimlich aufgenommen hatte. Zudem stießen die Ermittler auf den Entwurf einer Anzeige gegen die Wiener FPÖ, die tatsächlich, beinahe wortident, beim Bundeskriminalamt einlangte. Aus ihrer Sicht stand fest, dass Jenewein der Verfasser des Schreibens ist.

In der Anzeige wurde namhaften Mitgliedern der Wiener FPÖ, darunter Parteichef Dominik Nepp, vorgeworfen, sich bereichert zu haben. Die Anschuldigungen erwiesen sich als haltlos. Als der „Kurier“ im August 2022 über den Fund auf Jeneweins Handy berichtete, war der Wirbel groß. Jeneweins Verhalten wurde in der Wiener FPÖ als Hochverrat gewertet. Er verlor seinen Job im Parlamentsklub und trat aus der Partei aus.

Es nimmt daher nicht wunder, dass Dominik Nepp vergangenen Mittwoch auf die Nachricht von Jeneweins Comeback pikiert reagierte. In seinem Rathausklub würde niemand angestellt werden, der die eigene Partei wegen „irgendwelcher Malversationen“ angezeigt habe, „die vollkommen hanebüchen“ seien. So wie sich ja auch herausgestellt habe, so Nepp, dass an den Vorwürfen gegen Herbert Kickl in der Causa „Ideenschmiede“ nichts dran sei.

Nepps Aussage darf als Mikroaggression gegen den eigenen Parteiobmann gewertet werden. Seit Jahren muss sich Kickl mit Vorwürfen herumschlagen, von illegalen Geschäftspraktiken der Klagenfurter Werbeagentur profitiert zu haben. Allerdings wurde er von der Staatsanwaltschaft nie als Beschuldigter geführt.

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist seit 1998 Innenpolitik-Redakteur im profil und Co-Autor der ersten unautorisierten Biografie von FPÖ-Obmann Herbert Kickl. Sein journalistisches Motto: Mitwissen statt Herrschaftswissen.