Kinderabschiebung: Der Fall Tina
Es dämmert schon, als am Nachmittag des 26. Dezember in Wien-Schwechat eine Maschine der Georgian Airways Richtung Tiflis abhebt. Sie ist voll besetzt.
Zwischen Dutzenden Georgiern, die mit großen Koffern und Säcken voller Geschenke über die Feiertage ihre alte Heimat besuchen, sitzt der Wiener Rechtsanwalt Wilfried Embacher. Er ist leicht angespannt, was den Erfolg seiner Reise betrifft. Beim Rückflug vier Tage später wird die 13-jährige Tina an seiner Seite sein. Der Fremden- und Asylrechts-Jurist reist in das Land, in das die Schülerin Tina – mit ihrer Schwester Lea, die damals fünf Jahre alt war, und ihrer Mutter – abgeschoben wurde. Sie packten damals nur das Nötigste ein. Die kleine Lea musste ihre Spielsachen in der Wohnung in Wien-Simmering zurücklassen.
Die Abschiebung war von heftigen Protesten begleitet und wurde zu einer Belastungsprobe für die türkisgrüne Koalition. Das Foto von Tina im Polizeibus brannte sich ins kollektive Gedächtnis ein. Seither ist ein Jahr vergangen. Anwalt Embacher will sich vor Ort ein Bild verschaffen, wie es den abgeschobenen Kindern geht. Und er will Tina zurück in das Land bringen, in dem sie den Großteil ihres Lebens verbrachte und der Alltag ihrer Freundinnen ohne sie weiterging.
Die Geschichte der jungen Georgierin steht für sich. Sie steht aber auch ein Drama, das sich ständig wiederholt. Nur die Orte und Namen wechseln. 2020 wurden 116 Kinder außer Landes gebracht. Manchmal berichten Medien darüber, öfter jedoch werden junge Menschen von einem Tag auf den anderen aus ihren gewohnten Bahnen gerissen, ohne dass die Öffentlichkeit davon erfährt.
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