Klimakrise: Kein Sommer wie damals
„Es kam so schnell und heftig, wir waren völlig überrascht“, sagt Johannes Forauer. Am Samstag, dem 31. Juli, zieht ein schweres Hagelunwetter über das sogenannte Blaufränkischland im Mittelburgenland hinweg – und hinterlässt binnen weniger Minuten eine Schneise der Verwüstung. „Zahlreiche Rieden haben einen Totalschaden, da ist gar keine Ernte mehr möglich“, erzählt der Weinbauer. Der 33-Jährige ist Geschäftsführer der Weinbau-Genossenschaft Eichenwald, die rund um Horitschon und Deutschkreutz 380 Hektar Weingärten bewirtschaftet. Auf etwa einem Viertel der Fläche wurden die Trauben regelrecht zerhäckselt. Die Weinbauern der Region sind nun um Schadensbegrenzung bemüht. Die kaputten Trauben müssen weggeschnitten werden. Denn wenn sie bei feuchtem Wetter zu faulen beginnen, greift das auch die heil gebliebenen Früchte an.
Die Österreichische Hagelversicherung, seit Jahren verlässlicher Seismograf der verheerenden Auswirkungen des Klimawandels, beziffert den Schaden allein durch dieses Unwetter mit rund einer Million Euro.
„Ich bin kein Meteorologe, aber dass Extremwetterphänomene immer heftiger und häufiger werden, beobachten wir definitiv“, sagt Forauer. Den Landwirten macht nicht nur der Hagel zu schaffen, hinzu kommen Spätfröste und Dürren. Man versuche, sich den veränderten Klimaverhältnissen anzupassen. Etwa, indem verstärkt die Rotweinsorten Merlot und Cabernet Sauvignon angebaut werden, weil diese mit Trockenheit besser zurechtkommen. „Aber gegen die geballte Wucht der Natur kann man nur bedingt ankämpfen“, sagt Forauer.
Es ist heiß geworden in Österreich. Das Jahr 2018 war laut Berechnung der Zentralanstalt für Meteorologie in Wien das heißeste seit Beginn der Messungen im Jahr 1768. Platz 2: 2014. Platz 3: 2019. Platz 4: 2015. Platz 5: 2020.
Die Konzentration von klimaschädlichem Kohlendioxid in der Erdatmosphäre nimmt rasant zu. In den vergangenen 50 Jahren stieg der Wert stärker an als in den 10.000 Jahren zuvor.
Die gesellschaftliche Debatte über die Klimakrise ist von Zahlen geprägt. Aber irgendwie bekommt man sie nicht so richtig zu fassen. Heiße Wochen mögen unangenehm und gar gesundheitsschädlich sein, aber sie gehen vorüber. Und die Konzentration in der Luft: Die spüren die Menschen nicht unmittelbar, sie lässt sich nur auf Messinstrumenten nachlesen.
Heuer allerdings kommt die Klimakrise voll im Bewusstsein der Menschen an. Nicht wegen der immer dramatischeren Kennzahlen, sondern wegen der häufigen Naturkatastrophen und Extremwetterereignisse, die mit der Erderhitzung einhergehen.
Ein Blick auf die letzten Wochen. Österreich kam trotz Hitzewellen, Überflutungen und schweren Hagelunwettern noch vergleichsweise glimpflich davon. In Kanada, sonst eher kühl, registrierte man einen Temperaturrekord von 49,6 Grad, höher als alles, was jemals in Europa und Südamerika verzeichnet worden ist. In Deutschland starben fast 200 Menschen, weil heftige Regenfälle, wie sie statistisch betrachtet nur alle 1000 Jahre vorkommen, ganze Landstriche unter Wasser setzten. Dazu wüten Waldbrände im Mittelmeerraum von Sizilien bis in die türkische Ägäis, befeuert durch Staubtrockenheit und Hitze bis 47 Grad. [...]
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