Kloster Frohnleiten: Unterbringung von Flüchtlingen verhindert
"Zarte Hände, harter Stein": Im November des Vorjahres titelte das Frohnleitner Stadtblatt mit der vermeintlichen Sensation, dass beim örtlichen Steinmetz nun zwei junge Damen in die Lehre gehen. Der eigentliche Aufreger versteckte sich aber in einer Randnotiz mit dem Titel: "Flüchtlinge im Kloster." Zehn Asylwerber würden die Franziskaner bei sich aufnehmen, lautete die Botschaft. Doch bis zum heutigen Tag lebt in dem riesigen steirischen Kloster mit dem weitläufigen Garten, das früher den Serviten gehörte und, als diesen der Nachwuchs wegblieb, von den Franziskanern übernommen wurde, kein einziger Flüchtling. Die Diözese, die den zum Teil leerstehenden 3000 Quadratmeter großen Gebäudekomplex erhalten muss, drängt auf eine Nutzung -bisher vergeblich. Der Ortspfarrer, Pater Simon Orec, ein Geistlicher aus Bosnien und Herzegowina, sagt auf profil-Anfrage: "Die Frage der Flüchtlingsunterbringung im Kloster stellt sich nicht mehr. Es gibt andere Möglichkeiten im Ort."
Die Rede war von vier Zimmern für acht Personen
Hinter den dicken Mauern ging es in dieser Frage hoch her: Der Kaplan, ein betagter Pater, drohte zu gehen, sollten Flüchtlinge einziehen. Die Rede war von vier Zimmern für acht Personen. Auch der Wirtschaftsrat des Klosters, Franz Koiner, torpedierte die Idee nach Kräften. Koiner kandidierte für die FPÖ und arbeitet in dem zum Grazer Stocker Verlag gehörenden Ares-Verlag. Laut einem Gerichtsurteil darf behauptet werden, dass hier "antisemitische, rassistische und rechtsextreme" Werke publiziert werden. Auf der Liste der Autoren stehen Barbara Rosenkranz, Martin Graf, Alain de Benoist und Vordenker der Neuen Rechten und Rassentheoretiker wie John Philippe Rushton. "Ich bin zunächst katholisch, und dann lange nichts", erklärt Koiner. Seine Rolle als Flüchtlingsverhinderer spielt er herunter: "Ich war nur der Verstärker einer Stimmung. Von 20 Leuten waren in der Sitzung zwei dafür. Und ich habe gefragt, ob wir es der US-Außenpolitik nicht zu leicht machen, indem wir die Leute aufnehmen, die sie zu Flüchtlingen macht." Man könnte auch Kasernen mit ihnen "anfüllen", es gebe im Land noch "viele andere leere Gebäude"; man könne "Angehörigen des Islam auch nicht zumuten, jeden Tag zwei Messen zu hören".
In der steirischen Gemeinde, die in den 1990er-Jahren 700 Balkan-Flüchtlinge aufnahm, sind derzeit acht Asylwerber privat untergebracht. Der junge, eben erst ins Amt gekommene ÖVP-Bürgermeister Johannes Wagner könnte mit einer überschaubaren Zahl weiterer Flüchtlinge leben: "Wir werden es müssen, die Problematik ist ja allgegenwärtig, und ich sehe auch kein Problem, wenn es gute Betreuung gibt." Für Franz Küberl, Direktor der Caritas Steiermark, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen: "Zehn Plätze sind denkbar. Die Franziskaner brauchen vielleicht noch etwas Zeit, um sich zu einigen."
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